Montag, 9. Dezember

Heller Gesang

Das Wachs in den Kerzenhalterungen ist vermutlich schon Jahre alt. Die Versuche der Vorbesitzer, sprich meiner Großeltern und Eltern, die Wachsreste herauszukratzen, waren "mäßig erfolgreich". So ist es nun geblieben. Und da die heutigen Kerzen nicht wirklich passen – beziehungsweise ich noch keine passenden Kerzen gefunden habe - ist es sogar ganz praktisch, dass ein wenig altes Wachs für mehr Halt sorgt. Die Füße, auf dem der Bogen  mit den drei Kurrende-Sängern befestigt ist, erinnern ein wenig an alte Wohnzimmermöbel oder Cocktailsessel aus den 1950er Jahren. Statt gespanter Tannenbäume wird der "Wald" eher durch spitze Dreiecke aus lackierten Holz angedeutet. Und, wenn ich auf die Figuren klopfe, kommt es mir jetzt doch so vor, als ob diese gar nicht aus Holz geschnitzt wurden, sondern eher aus Gips bestehen. Nicht fehlen dürfen die runden Hüte, die ein wenig an Pan Tau erinnern - eine Serie, die wir als Kinder geliebt haben. Eine Figur trägt einen Stern in den Händen, die nur aus zwei Kullern bestehen. Die beiden anderen blicken in ihre Gesangbücher. Vermutlich wurde der Kurrende-Bogen mal von Verwandten aus der ehemaligen DDR den Großeltern geschenkt. Es gibt noch einen Karton dazu, der mehrmals geflickt wurde, aber immer noch jedes Jahr vor dem ersten Advent geöffnet wird, um diese traditionelle Handwerkskunst aus dem Erzgebirge bewundern zu können - für ein paar Wochen bis zum 6. Januar.

Vielleicht sind es wirklich die damit verbundenen – schon gar nicht mehr bewussten – Erinnerungen an die Adventszeit der Kindheit, die mich auch heute noch begeistern. Ganz einfache Figuren, reduziert auf den Mantel, Hut und Kullerhände, die Bücher und den Stern halten – und gleichzeitig das andächtige Singen, das ja fast hörbar wird im Hinterkopf. Sehr harmonisch. Ich mag diese Kurrende-Sänger und stelle deshalb den alten Bogen jedes Jahr wieder ins Wohnzimmer – so wie sich mittlerweile ein zweiter, kleiner Bogen auf den Weg auf den Schreibtisch gemacht hat. Die drei neueren Figuren tragen etwas mehr Rouge – es ist also kalt – aber sind ebenso mit Pan Tau-Hüten, den Kullerhänden, Stern und zwei Gesangbüchern staffiert. Was sie uns wohl singen in diesen Tagen?

Sabine Freitag, Diakonin, Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Ronnenberg