Vielfalt Leben. Zukunft gestalten.
Heute ist der dritte Advent, und wir zünden die dritte Kerze am Adventskranz an. Manche von uns nehmen dazu ein Feuerzeug oder ein Streichholz. Aber haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, die Kerzen mit dem Friedenslicht zu entzünden?
Dieses besondere Licht erreicht uns jedes Jahr zum dritten Advent. Was einst vom Österreichischen Rundfunk (ORF) ins Leben gerufen wurde, ist heute eine Initiative, die Tausende von Menschen guten Willens begeistert. Sie tragen das Friedenslicht als Symbol für Freundschaft, Gemeinschaft und Verständigung aller Völker in die Welt hinaus. Die Reise dieses kleinen Lichtes beginnt jedes Jahr aufs Neue in Bethlehem, dem Ort, an dem Frieden und Hoffnung geboren wurden. Aufgrund der Lage im Nahen Osten kommt das Licht dieses Jahr jedoch aus der Wallfahrtskirche Christkindl in Steyr (Österreich).
Das diesjährige Motto der Aktion lautet: „Vielfalt leben. Zukunft gestalten.“ Vier simple Worte, die eine klare Botschaft tragen – und zugleich eine Herausforderung darstellen. Vielfalt zu leben und gemeinsam die Zukunft zu gestalten ist ein Ideal, das uns inspiriert, aber auch Einsatz von uns fordert. Dabei ist die Anerkennung menschlicher Vielfalt keine neue Idee. Schon vor über 300 Jahren sprach der Märchenprinz Aladin klare Worte:
„Manchmal sehen wir nur, wie verschieden Menschen sind. Aber wenn wir […] gut genug hinschauen, dann sehen wir, wie ähnlich wir uns eigentlich sind!“
Wie oft nehmen wir uns im Alltag die Zeit, genau hinzuschauen? Hören wir unseren Mitmenschen wirklich zu? Versuchen wir, zu verstehen, was jede einzelne Person einzigartig macht? Oder eilen wir aneinander vorbei, ohne uns diese Fragen zu stellen?
Die Antwort darauf liegt bei jedem und jeder von uns selbst. Doch ich bin überzeugt: Wir müssen uns diese Zeit nehmen. Nicht nur, um den Menschen um uns herum Respekt zu zeigen, sondern auch, um unseren eigenen Erfahrungen zu erweitern. Mehr noch: Diese Menschlichkeit wird von uns als Christ*innen erwartet. Denken wir an Jesus, der zu denen ging, die am Rande der Gesellschaft standen – zu den Ausgegrenzten, die als „anders“ galten. Er sah nicht nur ihre Unterschiede, sondern erkannte in ihnen denselben Wunsch, der in uns allen brennt: wahrgenommen zu werden und in Frieden zu leben.
Wenn wir in der Adventszeit innehalten und uns auf die Geburt Jesu vorbereiten, lasst uns auch über unsere Verantwortung in der Gesellschaft nachdenken. Wir sind aufgerufen, Brücken zu bauen, Vielfalt anzunehmen und so die Zukunft mitzugestalten. Denn, wie Aladin uns lehrt:
„[…] Wenn wir gut genug hinschauen, dann sehen wir, wie ähnlich wir uns eigentlich sind.“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gesegneten dritten Advent. Lassen Sie uns das Licht des Friedens weitergeben – als Zeichen der Hoffnung, der Gemeinschaft und der gelebten Vielfalt.
Dazu lädt die evangelische Jugend alle Menschen guten Willens herzlichst zu den Friedenslichtandachten im Kirchenkreis ein!
Eicke Grünig, Diakon und Sozialarbeiter im Anerkennungsjahr; Foto: Jacob Maibaum