Erinnerungen werden wach
Die Ereignisse überschlagen sich. Nachrichten und Bilder der Kriege überfluten unsere Wohnzimmer - unerträglich.
Mein Mann kommt aus dem Garten. In der Hand ein Gänseblümchen. "Für Dich". Ich hole Wasser für das Blümchen und dabei fällt mir Stanislaw Hantz ein.
Einer der Zeitzeugen, der uns während unserer Auschwitzbesuche von seinen Erfahrungen im Lager berichtet hat. Fast fünf Jahre lebte er in Lagern, auch im Lager Auschwitz-Birkenau. In seinen Berichten war das Grauen zu spüren. Selbst das Zuhören war kaum zu ertragen.
Was Menschen doch alles aushalten mussten und müssen,
Später beim Abendbierchen in kleiner Runde versprühte er Charme und Witz. Ich fragte ihn, wie es möglich wurde nach all diesen schrecklichen Erfahrungen zu so einer Lebensfreude zurück zu finden. Seine Antwort klingt mir noch heute in den Ohren: "Ach Mädchen, ich habe es nie verlernt auch auf dem größten Misthaufen ein Gänseblümchen zu suchen".
Während dieser Erinnerung kommt mir ein weiteres, ein eigens Bild in den Sinn - der Sternenhimmel. Seit Kindheitstagen fasziniert er mich, mit seinem Strahlen, seiner Weite, seiner Unendlichkeit vermittelt er mir seltsamerweise ein Gefühl der Geborgenheit. Und da taucht dieses Lied auf, das ich mit so vielen Kindern, Konfirmanden und anderen, die daran Freude hatten gesungen habe: "Stern über Bethlehem".
Ja, es ist Advent - wir gehen auf Weihnachten zu, Jede und Jeder auf eigene Weise. Mit eigenen Vorstellungen, Träumen und Ritualen. In mir der Wunsch, dass dieses Lied diese Zeit und unsere Wege begleiten möge. ,"Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg ... führ uns zur Krippe hin, zeig, wo sie steht ... führ uns zum Kind ... lass uns das Wunder sehn, das da geschehen ... und was uns froh gemacht, teilen wir aus ... Stern über Bethlehem, schein auch zu Haus!" *
Vor mir das Gänseblümchen, in mir das Lied vom Stern und dem Kind, beide erzählen von Hoffnung - beide begleiten Wege durch eine unruhige Zeit und möchten doch zum Frieden führen.
Von Herzen, Heidi Sieg
* Das gesamte Lied von Alfred Hans Zoller ist im Gesangbuch Lied Nummer 544 zu finden
Bild-Gestaltung von Canva