Kirchturm muss saniert werden
Das Hauptportal der Michaeliskirche in Ronnenberg ist für Besucher und Besucherinnen gesperrt. Der Eingangsbereich musste eingezäunt werden, nachdem sich lose Verfugungsmaterialien aus dem Mauerbereich gelöst hatten und direkt vor das Hauptportal herabgefallen waren. Tanja Pieper vom Kirchenvorstand berichtet von der unmittelbaren Notwendigkeit zu handeln, da „Gefahr im Verzug“ gewesen sei.
Der Platz vor der idyllisch auf einem Hügel erbauten Kirche sei stark frequentiert, erläutert Pieper, besonders von Schulkindern der benachbarten Grundschule. Die Vorstellung, dass eines dieser Kinder einen Schaden erleiden könnte, habe ihr große Sorgen bereitet, fügt die 55-Jährige hinzu.
Der Kirchenvorstand informierte umgehend das für Bau und Kunstpflege zuständige Amt der Landeskirche Hannover. Nach einer unverzüglich anberaumten Ortsbegehung habe ein Steinmetz mithilfe eines sogenannten Hubwagens alle Wände des Turmes inspiziert. Dabei habe er viele lose Steine gefunden. Eine Sanierung könne jedoch erst im Jahr 2026 beginnen, da die Antragsfrist auf Fördergelder für dieses Jahr bereits abgelaufen sei. „Wir können erst im Jahr 2025 den Antrag auf finanzielle Unterstützung bei der Landeskirche stellen“, verrät Tanja Pieper.
Nach Angaben des Kirchenvorstandes wird eine fünfstellige Summe für die Sanierung benötigt. Gemeinsam mit der ehrenamtlichen Kirchenführerin Antje Haeseler hofft sie darauf, dass bis zur ersten Konfirmation in diesem Jahr am 5. Mai der Eingangsbereich wieder zugänglich sein wird. Eine temporäre Lösung wird erwogen, um den Zugang zur Kirche sicherzustellen. Die Idee ist, einen Vorbau mit Überdachung zu schaffen, der es ermöglicht, die Kirche unbeschadet zu betreten.
Antje Haeseler äußert den Wunsch, dass Besucherinnen und Besucher möglichst bald wieder durch das Hauptportal in die Kirche einziehen können. „Wir könnten den Zaun etwas näher an die Kirche rücken und ihn mit einem Banner oder Blumen etwas ,aufhübschen’“, so Antje Haeseler. Trotz der Herausforderungen sind beide optimistisch, dass eine Lösung gefunden werden kann. „Wir hoffen, dass die Sanierung rechtzeitig erfolgt, damit die Gemeinde ihre Kirche wieder in vollem Umfang nutzen kann“, sagte Tanja Pieper. Welche Auswirkungen die notwendige Sanierung auf die Ortskernsanierung im Stadtteil Ronnenberg haben wird, die eigentlich auf dem Kirchplatz beginnen sollte, ist noch offen. Weitere Gespräche dazu zwischen Stadtverwaltung und Kirchenvorstand sind geplant, berichtete Erster Stadtrat Torsten Kölle.
Die Michaeliskirche gehört zu den ältesten Kirchen im Calenberger Land und hat im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Umbauten erfahren. Die ältesten Bauteile der ursprünglich als romanische Basilika erbauten Kirche stammen vermutlich aus dem 12. Jahrhundert. 1291 wurde die Michaeliskirche zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Bau begann etwa um 1150. 1473/1474 wurde der gotische Chor mit vier Maßwerkfenstern angebaut. Im Jahre 1542 begann unter Elisabeth von Calenberg mithilfe von Antonius Corvinus die Reformation im Calenberger Land. Das heute am Durchgang von der Turmhalle in das Kirchenschiff eingebrachte Bonifatiusportal ist nach Einschätzung von Historikern der Eingang zu der älteren Bonifatiuskapelle gewesen, deren Entstehungszeit in Fachkreisen umstritten ist. Sie wurde bereits 1078 urkundlich erwähnt. In einem Orkan stürzte 1630 der Turm der Michaeliskirche ein und beschädigte den Westteil. Für den Wiederaufbau verwendete man damals Steine der Bonifatiuskapelle.
Text und Foto: Heidi Rabenhorst, HAZ