Liebe Gemeinde,
der Rückweg vom Gemeindehaus der Kirchengemeinde zu mir nach Hause führt mich fast täglich über den Bahnübergang in der Nienstedter Straße.
Sind die Schranken geschlossen, habe ich Gelegenheit mir zu überlegen, wer wohl dieses Symbol so ordentlich auf die Wand des Häuschens gemalt hat.
Da hat sich jemand richtig Mühe gegeben. Das Bild ist nicht nur schnell im Vorübergehen hingekritzelt worden.
War es ein Witzbold, der potenziellen Verkehrssündern sagen wollte: Halte dich an die Regeln, du könntest beobachtet werden?
Wollte jemand hier Freimaurersymbolik unterbringen oder ist gar Verschwörungstheoretiker? Beide Denkungsarten verwenden das Symbol in ihren Zusammenhängen.
Hat jemand das Auge im Dreieck zu seiner oder ihrer Graffitisignatur gemacht?
Als kunstinteressierter Mensch weiß ich, dass in der christlichen Ikonografe das Auge mit oder ohne Dreieck für Gott steht. Das Dreieck weist dabei auf die Trinität hin. In Kirchenfenstern oder an Altären kann es einem begegnen. Es meint wohl so viel wie:
Gott sieht dich. Im Buch der Sprüche in der Bibel heißt es: An jedem Ort sind die Augen des Herrn, sie wachen über Gute und Böse. (Sprüche 15,3)
Von Gott gesehen zu sein, ist für mich nichts Negatives, eher das Gegenteil.
Ich bin behütet wie von einem Hirten und wenn auch andere mich aus dem Blick verlieren, Gott tut es nicht. Ob berufliche Wege oder Urlaubsfahrt:
Gott hat mich im Blick.
Diese Gedanken hatten jetzt, beim Schreiben des Artikels, Platz. Die Wartezeit an der Bahnschranke beträgt glücklicherweise nur wenige Minuten, dann ist die Konzentration wieder auf den Verkehr gerichtet. Vielleicht nehmen Sie ja bei der nächsten Überquerung der Schienen am Bahnübergang Nienstedter Straße auch aus dem Augenwinkel das göttliche Auge wahr?
Kommen auch Sie in jedem Fall von Gott gesehen und behütet durch diesen Sommer!
Pastorin Ute Clemens