Das Innere der Kirche
Betritt man durch das Portal das Langhaus der Kirche, hält man einen Augenblick überrascht inne. Wer vermutet schon in dieser kleinen, äußerlich so schlichten Dorfkirche eine solch prachtvolle Ausmalung?
Durch Überlieferung wusste man zwar, dass hier und da eine Malerei unter der Tünche verborgen sein müsse. Bei Reparaturen kam wohl auch einmal ein Stück Farbe zum Vorschein. Niemand rechnete jedoch mit einer so vollständig erhaltenen Ausmalung, dazu noch in diesem ungewöhnlich guten Zustand.
Sicher ist, dass die Fresken im mittleren Gewölbe auf die Zeit zwischen 1370 und 1430 datiert werden können, die restlichen Fresken sind etwa 50 Jahre jünger. Nicht so präzise sind die Informationen über das weitere Schicksal der Malereien.
Bis jetzt wurden im Archiv der Levester Kirche keine eindeutigen Zeugnisse gefunden, die präzise Aufklärung geben könnten über die Übermalungen der Fresken. Die Geschehnisse können jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit eingeordnet werden in die Zusammenhänge der Kirchengeschichte im Allgemeinen.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts setzte im Rahmen der Reformation eine Bewegung gegen bildliche Darstellungen in Kirchen ein. Martin Luther äußerte sich zwar zur Bilderfrage, jedoch nur im Sinne der materiellen Stiftungen. Das Für oder wider der Bilddiskussion hielt er für unwichtig; falscher und richtiger Gebrauch der Bilder ließen sich ohnehin nicht zuverlässig unterscheiden. Vielmehr richtete sich sein Zorn gegen die Vorstellung, durch gute Werke, insbesondere fromme (Bilder-)Stiftungen, könne das Seelenheil erlangt werden (Von den guten Werken, 1520).
Doch mancherorts setzte sich die Auffassung von Andreas Bodenstedt von Karlstadt durch. Der Professor an der Universität Wittenberg rief nach 1520 zum ersten Mal in Luthers Wirkungszeit zur aktiven Zerstörung religiöser Bildwerke auf. Rechtfertigt wurde dies in Luthers Sinne: Ziel des Christentums sei es, die Armut und Bettelei abzuschaffen, dies könne aber nur geschehen, wenn das Vermögen, anstatt in fromme Stiftungen zu fließen, direkt den Armen zugutekomme. Karlstadt argumentierte dabei mit dem Ersten Gebot Mose, das den Götzendienst untersagt. Bildwerke hätten nur materiellen Wert, keinen kommunikativen, und könnten nicht „lehren“ in Gregors Sinne. „Lebendige“ Abbilder Gottes seien die Mitmenschen. Karlstadts Flugschrift "Von abtuhung der Bylder" (1522) verbreitete sich in zwei Auflagen im ganzen deutschen Sprachraum. Das Bettelei-Argument wurde in der Rezeption vollkommen ignoriert, begeistert aufgenommen wurde nur der bilderstürmerische Aufruf.
Es entstand eine ganze Welle von Bilderentfernungen, die auch zwischen 1528 und 1534 über Niedersachsen rollte. Man kann also durchaus annehmen, dass in dieser Zeit die Fresken in der Levester Kirche übertüncht wurden.
Nach dieser ikonoklastischen (= bilderfeindlichen) Phase kehrten die Bilder im 17. Jahrhundert in die lutherischen Kirchen in Form von aufwendigen, barocken Altaraufsätzen zurück. Bekannt sind z.B. die Altäre von Ludwig Münstermann in der Grafschaft Oldenburg. Dies deckt sich mit der Tatsache, dass der Altar der Levester Kirche nachweislich von Anna Ottilie von der Lippe (verheiratete Knigge) gestiftet wurde. Anna Ottilie kam im Oktober 1695 nach Leveste. Also war etwa zu dieser Zeit auch Schluss mit der puristischen Ausgestaltung von St. Agatha. In etwa zu dieser Zeit müssen dann auch die barocken Wandmalereien entstanden sein, die erst 1924 bei der Freilegung der Fresken zwischen zwei weißen Kalkschichten entdeckt und auf das Ende des 17. Jahrhunderts datiert wurden. Diese barocken Malereien wurden als nicht als besonders wertvoll eingestuft, zudem wäre eine Freilegung extrem aufwendig gewesen, da sie stark an der darüber liegenden Tünche hafteten. Warum und wann sie wieder übertüncht wurden, ist bis dato unbekannt.
Quellen: • http://de.wikipedia.org/wiki/Reformatorischer_Bildersturm • Stefanie Lindemeier: Studien zur Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Gewölbe und Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen, Dissertation, Dresden 2009