Vom schwarzen und weißen Feuer
In der jüdischen Tradition gibt es das Bild vom schwarzen und weißen Feuer der Bibel. Feuer ist Energie und ein Bild für die Weisheit und die Wärme, die entsteht, wenn wir die Bibel lesen und für uns auslegen. Das schwarze Feuer sind die Buchstaben selbst. Das weiße Feuer ist der Zwischenraum, das, was die schwarzen Buchstaben umgibt. Da ist viel Platz für mich selbst, meine Gedanken, mein Leben.
Das weiße Feuer zum Lodern bringen – das will die etwas andere Predigt am 15. Dezember um 10 Uhr im Gottesdienst in der Kloster- und in der Petruskirche. Anders als üblich wird die Predigt nicht von der Kanzel erklingen. Im Gegenteil: Die Gottesdienstbesucher:innen selbst werden predigen. Gemeinsam mit Pastorin Köhler (in der Klosterkirche) und Pastor Jürgen Holly (in der Petruskirche) begeben sie sich auf die Spur von Josef. Wer war dieser Zimmermann? Was waren wohl seine Gedanken, als ein Engel ihm von der Schwangerschaft seiner Verlobten erzählte?
Bibliolog heißt, den Bibeltext neu sprechen zu lassen. Die Gottesdienstbesucher:innen werden dazu aufgefordert, sich an unterschiedlichen Stellen in eine biblische Gestalt hineinzuversetzen – sie treten in das Gespräch mit der Bibel. So werden die Worte der Bibel von innen heraus erkundet und mit eigenen Gedanken und Gefühlen gefüllt: Das weiße Feuer ist da. Der Phantasie ist keine Grenze gesetzt.