Das Interview: Charlotte Fritz

Pressemitteilung Petrusgemeinde Barsinghausen, 06. September 2024

"Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (Jahreslosung 2024)

Alter, Stationen, Beruf, Hobbys

In diesem Sommer bin ich 22 Jahre alt geworden. Aufgewachsen bin ich zusammen mit meinen drei Geschwistern zuerst in Wunstorf und dann in Barienrode, einem Dorf in der Nähe von Hildesheim. Ich war in der dritten Klasse, als wir umgezogen sind. In Hildesheim bin ich dann auf ein Gymnasium mit Musikzweig gekommen. Musik hat in meinem Leben schon immer eine große Rolle gespielt. Schon im Kindergarten habe ich angefangen, Geige zu spielen. In der Schule war ich im Chor und im Orchester und ich spiele seit Jahren (und immer noch) im Wunstorfer Musikschulorchester. 2021 habe ich mein Abitur gemacht und war danach für ein Jahr als Freiwillige in Belgien. Dort habe ich in einem Kinderheim gearbeitet und in meiner Freizeit in einem französischen Uniorchester gespielt. Das war ein ziemlich aufregendes Jahr! Seit Oktober 2022 studiere ich Theologie in Münster. Dort wohne ich in einem Wohnheim, singe im Unichor, probiere den Hochschulsport aus, habe einen Nebenjob, treffe mich am Kanal, in der Mensa oder in den Kneipen um die Ecke mit Freunden und studiere nebenbei natürlich auch ganz fleißig… Ansonsten lese ich auch gerne und gehe gerne im Schlosspark in Münster spazieren. Und jetzt bin ich für 5 Wochen hier in der Petrusgemeinde und bin sehr froh, die Stelle in dieser bunten Gemeinde für mein Gemeindepraktikum gefunden zu haben:)

Das Jahr 2024 steht unter dem Bibelvers "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." Was bedeutet dieser Vers für Dich?

Ein wunderschöner Vers! Er bedeutet für mich, dass nicht immer die Leistung im Vordergrund steht, nicht was ich tue und erreiche, sondern wie und mit welcher Absicht ich es tue. Ohne Gedanken an eigenen Vorteil oder an Bewunderung von anderen, sondern liebevoll an meine Mitmenschen denkend. Und das muss nicht gleich eine riesige gute Tat sein, sondern kann bei ganz kleinen Dingen anfangen. Denn „alles, was ich tue“ umfasst ja auch ganz alltägliche Dinge…

Was bedeutet es für Dich, Christin zu sein?

Dass ich zu einer Gemeinschaft von Menschen dazugehöre, die durch den Glauben an Gott und Jesus verbunden sind. Aber auch, dass Gott ganz gezielt für mich da ist und mir zur Seite steht, wenn ich ihn brauche. Dass ich mich in eine sehr lange Tradition von alten Geschichten und wichtigen Werten wie Liebe, Gerechtigkeit und Vergebung stelle, die ich auch ausleben und weitergeben möchte. Aber auch, dass ich jetzt und hier Christin bin, in der Welt von heute mit ganz anderen Herausforderungen als vor 2000 Jahren, denen das Christentum sich stellen muss.

Wie bist Du Christin geworden?

Ich wurde als kleines Kind getauft und bin in einer Familie groß geworden, in der Glaube und Kirche einfach mit dazugehört hat. In meiner Konfi-Zeit habe ich mich dann intensiver mit meinem Glauben beschäftigt und mich nach meiner Konfirmation ehrenamtlich in der Jugendarbeit meiner Gemeinde engagiert. So habe ich meine Begeisterung für das gemeinschaftliche Christ:in-Sein entdeckt.

Gibt es einen Vers in der Bibel, der Dich aufbaut?

Mein Taufspruch: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ (Jes 41,10)

Ein Vers aus meiner Teamerzeit: „Befiel dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen.“ (Ps 37,5)

Und Psalm 139, den habe ich vor kurzem für eine Prüfung auswendig gelernt, er beinhaltet auch meinen Konfirmationsspruch.

Was wünschst du Dir für unsere Kirche insgesamt und für unsere Gemeinde?

Dass wir mutig nach vorne schauen und keine Angst davor haben, Neues auszuprobieren. Dass wir „mit der Zeit“ gehen, dabei aber nicht vergessen, nach links und rechts zu schauen und unsere Mitmenschen in der Kirche mitzunehmen. Ehrlichkeit und Transparenz in der Kirche als große Institution. Der Petrusgemeinde und der Gesamtkirchengemeinde Barsinghausen wünsche ich, dass ihr von den neuen Strukturen profitiert und es schafft, dass alle Mitglieder weiterhin ihre besonderen Fähigkeiten gut einbringen und mit anderen teilen können.

Was ist Dir lieber- Tee oder Kaffee? Fleisch oder vegetarisch? Berge oder See? Altes Testament oder das Neue?

Lieber Tee und vegetarisch. Am besten sind Berge mit Seen zum Baden:) Das Neue Testament ist oft besser zu lesen, aber es gibt so viele starke und tiefe Worte im Alten Testament, ich glaube da kommt es sehr auf die Stelle und die Situation an bei mir…

Wann ist Dein Tag perfekt? Was leitet Dich durch den Tag?

Ich muss auf jeden Fall wenigstens eine kurze Zeit draußen an der frischen Luft gewesen sein. Und dann sind es vor allem die kurzen und langen Begegnungen mit anderen, gerade wenn sie spontan entstehen, die meinen Tag bunter machen und mir immer neue Energie geben. Perfekt ist der Tag, wenn ich abends im Bett noch ein paar Seiten in meinem Buch lesen kann.

Warum studierst DuTheologie? Was möchtest Du erreichen und bewirken?

Für mich war die Kirchengemeinde immer ein Ort, an dem alle willkommen waren. Ich konnte mich dort ausprobieren, feiern, Gemeinschaft erleben, auch mal traurig sein und Menschen treffen und kennenlernen, mit denen ich ohne die Kirche nie in Kontakt gekommen wäre. Und zugleich konnte ich dort auch Gott und ein bisschen mich selbst kennenlernen. Als Pastorin, so stelle ich es mir vor, kann ich so einen offenen Raum für andere anbieten und gestalten. Und dabei geht es ja nicht nur um den physischen Kirchraum, sondern um eine Gemeinde, die aus so vielen unterschiedlichen Menschen besteht, unterschiedlichen Generationen, Hintergründen, Interessen… Und zwischendrin schwimmt als verbindendes Element der christliche Glaube an Gott. Ich habe Lust, diese Gemeinschaft auf ihrem Weg in die Zukunft zu begleiten und die Veränderungen in der Kirche mitzugestalten.

Ich komme in diesem Oktober ins fünfte Semester. Insgesamt dauert das Studium der Theologie ungefähr sechs Jahre, danach geht man dann für zweieinhalb Jahre ins Vikariat, also in eine praktische Ausbildungsphase. Das heißt, ich habe noch Einiges vor mir, aber ich freue mich darauf, noch so Vieles lernen und erfahren zu können!

Wofür stehst Du morgens auf?

Für die Welt und das Leben: Da warten doch so viele Überraschungen und Dinge, die erlebt, gesehen und getan werden müssen!

Was sind Deine Lieblingsorte? Kraftorte?

Das Haus und der Garten meiner Großmutter in der Nähe von Oldenburg. Die Jugendherberge in Windischleuba in Thüringen, ein altes Wasserschloss, in das wir einmal im Jahr auf Orchesterfreizeit fahren. Und unser Garten zuhause in Barienrode.

Was würdest Du dir wünschen, wenn Du drei Wünsche frei hättest?

Verantwortung tragende Politiker:innen, die wirklich auf das Wohl der Menschen bedacht sind. Ein Wundermittel, das die Erderwärmung aufhält. Und einen Besuch in Hobbingen in Neuseeland;)

Welche Charaktereigenschaften magst Du und welche nicht?

Ich mag: Freundlichkeit, Ehrlichkeit und Großzügigkeit

Ich mag nicht: Egoismus, Arroganz und voreingenommen sein.

Wofür setzt Du dich ein?

Für Gleichberechtigung aller Geschlechter, für den Klimaschutz und für den Schutz von Hilfsbedürftigen, z.B. Flüchtlingen im Kirchenasyl.

Was liest Du gerade? Welches Buch muss man gelesen haben?

Gerade lese ich „22 Bahnen“ von Caroline Wahl, weil darüber so viel geredet wird. Empfehlen kann ich (außer „Herr der Ringe“ und „Harry Potter“ natürlich) „Die Zeit der Wunder“ von Anne-Laure Bondoux. Das war eines der Bücher, die mich zum Weinen gebracht haben.

Stell Dir vor, am Thie steht ein großes Plakat auf dem ein Wort, ein Spruch oder ein Zitat für alle Barsinghäuser:innen zu lesen ist. Was wäre das?

„Je größer der Dachschaden, desto besser der Blick auf die Sterne“

 

Das Format

In unserer Serie "Das Interview - Elena Kerbs im Gespräch mit..." stellen wir Menschen vor, die uns begeistern. Damit sie und ihre Geschichten nicht im Verborgenen bleiben. Elena Kerbs fragt nach: Wer bist Du und was treibt Dich an? Als roter Faden zieht sich die Jahreslosung durch das Interview.

Die Jahreslosung 2024 steht im Neuen Testament (1. Brief an die Gemeinde in Korinth, Kapitel 16 Vers 14): Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.