Am Sonntag, 23. Februar ist Bundestagswahl. Der Wahlkampf ist so vielfältig wie die antretenden Parteien. Ich kann das schwer ertragen, wie sich einzelne Politiker*innen inszenieren. Es macht mir große Sorge, wenn Elon Musk und Alice Weidel, aber auch manche andere rechtsextreme Redner die unterste Schublade der Argumentationen nutzen, um Stimmung zu machen.
Kritische Diskussionen außerhalb der eigenen ‚Blase‘ fördern den demokratischen Diskurs. Da rede ich gern mit. Und ich denke es, steht uns als Kirche und Diakonie gut an, hier Räume zu schaffen für solche Diskussionen.
Mir fehlen an vielen Stellen im Wahlkampf die Werte der Demokratie, die auch meinen christlichen Glauben prägen: Und da halte ich mich gern an die Kampagne der christlichen Kirchen zur Bundestagswahl, die, ausgehend von Sachsen, nun auch in Niedersachsen ökumenisch ausgerollt wird.
Sie steht unter dem Motto „Für alle. Mit Herz und Verstand“. Sie ruft die Bevölkerung auf, durch aktive Teilnahme an den Wahlen die Demokratie zu stärken. So wird die Stimme der christlichen Kirchen bundesweit hör- und sichtbar gemacht. Das zentrale Logo zeigt ein (Wahl-)Kreuz in Verbindung mit dem Slogan „Für alle. Mit Herz und Verstand“.
Fairer Wahlkampf zeichnet sich dadurch aus, dass auch die Zumutungen nicht verschwiegen werden, die mit den vielfältigen Herausforderungen unserer Gegenwart verbunden sind. Transformation ist ein Thema in Kirche und Gesellschaft, in allen Lebensbereichen. Die Fragestellungen sind komplex und einfache Lösungen täuschen darüber hinweg.
Zuwanderung und Integration, innere und äußere Sicherheit, der Umgang mit Klimaveränderungen sowie der Erhalt sozialer Teilhabe und Gerechtigkeit werden nur im offenen Diskurs zu bewältigen sein. Es geht um mehr als nur um ein Kreuz auf einem Wahlzettel.
Vielleicht ist uns als Kirche bewusst, dass es bei der Bearbeitung dieser großen Themen immer auch um die Fragen der Würde des Menschen, die Kraft der Solidarität sowie die Bedeutung von Gemeinschaft geht. Herz und Verstand dafür einzusetzen ist gut.
Drei Stichworte werden mein Kreuz am 23.2. bestimmen, bei denen sich die Werte der Demokratie und mein christlicher Glaube einig sind:
Menschenwürde: Wir sind Ebenbilder Gottes und berufen, uns frei zu verwirklichen in Verantwortung vor Gott und unseren Mitmenschen.
Nächstenliebe: Ohne Solidarität und Gerechtigkeit kann eine Gemeinschaft nicht leben. Gerade die Schwächsten haben wir als Christ*innen im Blick.
Zusammenhalt: In der Vielfalt von Lebensformen, Kulturen, Religionen, Freundschaften und Nachbarschaften wird eine Gemeinschaft reich.
Ich werde wählen gehen und eine Politik unterstützen, die Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt lebt.
Superintendentin Antje Marklein