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Die Arbeit mit und für Flüchtlinge bleibt ein Thema im Kirchenkreis Ronnenberg. Das zeigte auch die Sitzung des Kirchenkreistages (KKT) am Freitag, 17. Juli, in Ronnenberg. Im ersten Teil der Veranstaltung berichteten Aktive aus verschiedenen Kirchengemeinden über ihre Angebote in der Flüchtlingsarbeit. Deutlich wurde, dass alle Orte Initiativen entweder unterstützen, darin mitarbeiten oder selbst den Anstoß für eine aktive Willkommenskultur gegeben haben und nun mit Vereinen, Einzelpersonen und den Kommunen zusammenarbeiten. Bewährt haben sich in Weetzen zum Beispiel die Fahrradwerkstatt, die monatlichen Treffen für Kinder im Flüchtlingsheim, an denen auch Kinder aus dem Ort teilnehmen, Treffen für Frauen und Sprachkurse, wie Birgit Sendler-Koschel berichtete. In Gehrden unterstützt die Kirchengemeinde die Flüchtlingsinitiative durch einen finanziellen Zuschuss für einen Sprachkurs, außerdem stellt sie die Räume für ein wöchentliches Näh-Café für Frauen zur Verfügung. Bereits im Vorfeld hat sich in Benthe ein "AK Willkommen" gegründet, der sich auf die Ankunft von Flüchtlingen in einer Containerunterkunft im Herbst vorbereitet. "Wir stehen in den Startlöchern", sagte Pastor Martin Funke. Auch Spenden seien bereits auf ein Konto eingegangen. Hilfe für syrische Flüchtlinge hat die Johannes-der-Täufer-Gemeinde Wettbergen mit dem Kinder- und Jugendzirkus Giovanni geleistet. Unter anderem wurden 10000 Euro an Spenden in den Pausen der Zirkusvorstellungen gesammelt, die Familien in Syrien unterstützen sollen, die Waisen aufgenommen haben, erklärte Brigitte Kumkar. Das wichtigste seien aber die persönlichen Kontakte, auch weil jeder Flüchtling seine eigene, individuelle Geschichte mitbringe. Nach weiteren Berichten aus Empelde, Ronnenberg, Wennigsen und Barsinghausen referierte Sigrid Haynitzsch, die Leiterin der Ehe- und Lebensberatungsstelle des Kirchenkreises über "Was Flüchtlinge im Gepäck haben... Traumata, Sehnsüchte und was können wir tun?". Sie ging auf die verschiedenen Formen von Traumata und ihre Wirkung noch Jahrzehnte später im Leben der Betroffenen ein. Familien auf der Flucht erlebten eine sequentielle Traumatisierung durch Krieg und Flucht, unter anderem durch die miterlebten Kriegshandlungen, durch Verfolgung, Lebensgefahr auf der Flucht, den Verlust der eigenen Wurzeln, Schuldgefühle gegenüber den zurück Gebliebenen. Auch im Exil setze sich die Traumatisierung fort, durch Erlebnisse von Misstrauen und Ablehnung, durch einen unsicheren Aufenthaltsstatus oder eine ungewisse Zukunft. Es sei nun wichtig, die Flüchtlinge zu stabilisieren, in dem ihnen Beziehung angeboten werde. "Wir arbeiten mit den Ressourcen der Geflüchteten, indem ihr Überleben wertgeschätzt wird und deutlich wird, dass das Trauma nur ein Teil ihres Lebens ist. Wir heißen willkommen und stützen sie in der Zukunftsplanung", erklärte Sigrid Haynitzsch. Später könnten in der Beratung auch Rückblicke gewagt werden und zum Beispiel die Familiengeschichte rekonstruiert werden. Aber das gehe erst, wenn Sicherheit in das Leben der Geflüchteten eingezogen sei. Die Beratungsstelle bietet auch für Ehrenamtliche Gespräche über die Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit an.