Im "Trosthaus" werden wieder Gottesdienste gefeiert
"Was macht ihr da? Baut ihr einen Flughafen oder eine Philharmonie?" - diese Fragen hörten die Kirchenvorstandsmitglieder in Leveste in den letzten Monaten häufiger, berichtete der Vorsitzende Michael Bürger in seinem Grußwort anlässlich der Wiedereröffnung der sanierten Levester St. Agatha-Kirche. Denn: aus einem Jahr geplanter Bauzeit wurden am Ende zweieinhalb lange Jahre. Mehrfach musste die geplante Eröffnung verschoben werden, fanden Konfirmationen oder Weihnachtsgottesdienste in Scheunen Levester landwirtschaftlicher Betriebe statt, wurde eine Konzertreihe nach Gehrden verlegt. Aber sie hörten auch: "Nehmt euch die Zeit". "Schließlich sind die Malereien in der Kirche älter als 600 Jahre, die Kirche ist noch älter. Was sind dann zweieinhalb Jahre?", so Michael Bürger am Sonntag, 4. Februar. Nun ist die statische Sanierung der Kirche abgeschlossen. Zuganker im Mauerwerk und zusätzliche Stützpfeiler sorgen für Stabilität. Die wertvollen Fresken wurden ebenfalls restauriert. Rund 430000 Euro wurden laut Jürgen Steindorf vom Amt für Bau- und Kunstpflege der Landeskirche verbaut, den Großteil der Kosten trägt die Landeskirche. Architekt Constantin Anastasiou leitete die Bauarbeiten.
Offiziell feierte die Gemeinde die Wiedereröffnung - seit Weihnachten können die Levester bereits ihre Gottesdienste in der Kirche feiern, mit Konfirmanden "kletterte" Pastor Dieter Rudolph schon seit August in die Kirche, wie er in seiner Begrüßung meinte. "Wir wollen nun diesen Moment der Wiedereröffnung genießen mit der großen Festgemeinde", so der Gemeindepastor. Michael Bürger blickte in seinem Grußwort schon in die Zukunft. So seien die Ausmalungen unter den Emporen am Verblassen und auch der Altar müsse gereinigt werden. Auch sei der Altar derzeit noch nicht komplett. Vier Figuren aus Holz wurden eingelagert - eine ist nun mit dem Holzwurm befallen. Diese Arbeiten müsse die Gemeinde selbst finanzieren, doch solle auch ein Antrag bei der Landeskirche gestellt werden. Michael Bürger dankte allen Unterstützern, auch den Spendern beim freiwilligen Kirchgeld, aus dem eine neue Mikrofonanlage angeschafft werden konnte.
Superintendentin Antje Marklein ermunterte die Gemeinde das "Schmuckstück" in Zukunft wieder häufiger auch für andere Veranstaltungen zu öffnen. Vor allem der Kirchenvorstand habe sich in der Zeit der Sanierung weit über die eigene Kraft hinaus engagiert, lobte sie.
In ihrer Predigt hieß Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr die Gemeinde im "Trosthaus" willkommen. Dieses altmodische Wort, das sie von einem Vorfahren kenne, wolle sie der Gemeinde schenken. "Es ist ein altes, schönes Wort für diese Kirche, in der seit Jahrhunderten Menschen nach Verlusten Trost fanden, sei es nach dem Verlust einer Kinderschar durch die Pest oder die Spanische Grippe, durch Krieg oder die Sorge nach Missernten", meinte sie. Und auch für heutige Generationen sei die Kirche ein Trosthaus. "Wer Trost braucht, hat Recht und ist hier seit Jahrhunderten gut aufgehoben". Sie verwies in ihrer Predigt auf den hebräischen Ursprung von "Trost", das so viel, wie "Luft holen dürfen" bedeute. "Wer ungetröstet ist, dem stockt oft der Atem. Kirche ist ein Trostort, in dem wir zu Atem kommen können, wenn uns das Leben den Atem, den Hals, zuschnürt. Gott ist wie eine Mutter, die tröstet", sagte sie. Die Sanierung der Kirche könne auch für andere Niedersächsische Kirchen ein Hoffnungszeichen sein. Diese Kirche könne noch ein paar Jahrhunderte stehen und auch künftige Generationen davon sprechen, dass die Kirche ihr Trosthaus ist.
Im Anschluss an den Gottesdienst, der von Kirchenkreis Kantor Christian Windhorst und David Haake an der Orgel und vom Levester Gospelchor besonders musikalisch gestaltet wurde, lud die Gemeinde zum Empfang, zu Gesprächen und einen Imbiss ein.
Text und Fotos: Freitag