Digitalisierung in der Kirche wird zum Thema
In diesem Jahr setzt der Kirchenkreis einen inhaltlichen Schwerpunkt bei Fragen der Digitalisierung. Und weil es mittlerweile seit elf Jahren Usus ist, zum Kirchenkreisempfang am Abend vor dem Reformationstag ebenfalls aktuelle, gesellschaftliche Themen aufzugreifen, konnte Superintendentin Antje Marklein als Hauptredner Klaus Motoki Tonn in der Michaeliskirche begrüßen. Er ist Direktor der Evangelischen Medienarbeit (EMA) der Hannoverschen Landeskirche und sprach zum Thema "Digitalisierung – Sind wir noch dabei oder sind wir schon raus?“. "Wir müssen ernstnehmen, was passiert, weil es auch die Kirche herausfordert. Die Änderungen durch die Digitalisierung sind manifester und tiefer, als wir es ahnen", erklärte er. So ändere sich die Mediennutzung und damit auch die Zeit, zu der Sendungen wahrgenommen werden. Aus einem kleinen Start-up, wie "YouTube" sei mittlerweile der Sender geworden, der weltweite Standards setze. Digitale Nachrichten, zum Beispiel über Twitter, würden heute über diesen Kanal als Erstes verbreitet. Es geht um "Relevanz" und "Aufmerksamkeit" - Themen, bei denen die Kirche kaum in den neuen Medien mithalten könne, so der Referent. Nötig seien neue Grundkompetenzen im Umgang mit der Digitalisierung, die zum Beispiel in der Bildungsarbeit gute Möglichkeiten auch für die Kirchen biete. Klaus Motoki Tonn verwies auch auf negative Folgen der Digitalisierung. Neben vielem Schönen im Netz gäbe es Hetze, Shitstorms und Fakenews. Und in der Diakonie würde es erste Therapieangebote für Abhängige von Mobiltelefonen oder anderen Onlinenutzungen geben. Die Kirche sei auch gefordert in einer ethischen Debatte, die sich mit Fragen von Sterblichkeit und der Frage des Lebens befasse. "Wir müssen reflektieren, was das Digitale mit uns macht und notfalls auch eingreifen. Wir müssen mit an diesen Tisch und dort auch sprachfähig sein", so Klaus Motoki Tonn, der auch vor weiteren Separierungen warnte, von digital abgehängten Regionen oder Menschen, die ungleich behandelt werden.
In ihrer Begrüßung ging Superintendentin Antje Marklein auf die Bedeutung des neuen Feiertags ein. Es habe gute Gründe für diesen Feiertag, aber auch gute Gründe für einen anderen Feiertag gegeben. "Wir wollen keinen Wohlfühlfeiertag aus dem Reformationstag machen. Sondern die Anstöße aufnehmen, ökumenisch und weltoffen, kritisch und selbstkritisch als Kirche damit umgehen", sagte sie und lud zu einer "heilsamen Unterbrechung" durch den Feiertag ein, um neue Kräfte zu sammeln oder auch den gesellschaftlichen Diskus zu beleben. Sie dankte zum Ende dem Referenten für die Impulse und auch den beiden Musikern, dem Kirchenkreiskantor Christian Windhorst und Dennis Götte. Sie setzten einen besonderen musikalischen Akzent, indem sie Vorlagen aus einem im Jahr 1766 erschienenen Orgelchoralbuch neu für E-Gitarre, Orgel und Gesang arrangierten und vier Stücke vortrugen. Eine Fortsetzung findet diese besondere Musik im Konzert am Freitag, 23. November, um 20.30 Uhr in der Margarethenkirche in Gehrden.
Nach Vortrag und Musik wurde der Kirchenkreisempfang im Gemeindehaus fortgesetzt - mit Fingerfood, Getränken und Gesprächen.
Text: Freitag, Fotos: Freitag, Richter