"Reformations-Zaun" soll keine Grenze sein
Bis 2009 lagen die katholische "Jakobus-der-Jüngere-Kirche" und die evangelisch-lutherischen Versöhnungskirche nur wenige Häuser auseinander in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße in Weetzen. Dann wurde das Gotteshaus aufgegeben. Als die alte evangelische Kapelle in den 1970er Jahren baufällig war und es noch keine neue Kirche gab, konnten die Evangelischen in der katholischen Kirche Gottesdienst feiern. Und heute gibt es im Jahr zwei katholischen Messen in der Versöhnungskirchengemeinde. Das Verbindende zwischen evangelischen und katholischen Christen in Weetzen rief Pastor Günter Koschel am Reformationstag in Erinnerung. Im Rahmen einer kleinen Feier mit anschließendem Brunch weihte er zusammen mit dem katholischen Pastor Stefan Herr vom Mühlenberger Kirchencentrum den neuen "Reformations-Zaun" vor dem Pfarrhaus ein. Der Zaun ersetzt eine ungepflegte Hecke, die als "trennend" erlebt wurde. Symbolisch stehe der Zaun nun für die Offenheit und die Versöhnung zwischen den Menschen und den Konfessionen, erklärte Günter Koschel in seiner Ansprache. "Wir Evangelischen müssen am Reformationstag auch bescheiden sein, weil die Reformation uns auch Schwerwiegendes beschert hat, wie die Trennung der abendländischen Christenheit. Länder, Ortschaften und Familien haben unter dieser Trennung gelitten", sagte er. In Weetzen wolle die Kirchengemeinde - das zeige auch der Name "Versöhnungskirche" - dazu beitragen, dass Grenzen überwunden werden können. Nachdem die Hecke entfernt wurde, sei nun der Weg auch optisch frei. Den niedrigen, weißen Zaun wird ein überliefertes Zitat des Reformators Martin Luther dauerhaft zieren: "Wer einen Engel zum Freund hat, braucht die ganze Welt nicht zu fürchten". Günter Koschel dankte besonders Melanie Schwannecke, der Hausmeisterin der Gemeinde, die mit viel Einsatz und handwerklichem Talent den Zaun aufgebaut hat.
Fotos und Text: Freitag