"Fundraising ist Beziehungspflege"
Vor 25 Jahren füllten die Kirchensteuern noch zu 62 Prozent den Haushalt der Evangelischen Kirche in Deutschland. Mittlerweile ist der Anteil auf 42 Prozent gesunken. Diese Zahlen, die Joachim Döring als Moderator des 1. Calenberger Fundraisingtages am Samstag, 16. Januar nannte, unterstreichen die Bedeutung des Fundraising. "Wir sind auf Spenden angewiesen, auf Drittmittel, auf projektbezogene Mittel", betonte er in seiner Begrüßung vor rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Saal der Hemminger Trinitatiskirchengemeinde. Die beiden Kirchenkreise Laatzen-Springe und Ronnenberg hatten gemeinsam dazu eingeladen.
Paul Dalby vom Evangelischen Medien-Service-Zentrum (EMSZ) der Landeskirche vermittelte anschließend einen Einblick in wissenschaftliche Hintergründe und theologische Aspekte von Fundraising. "Mit Fundraising heben wir im Sinnen des Wortes den Fundus, den wir haben. Damit steigern wir das, was wir für unsere Zwecke brauchen. Und das ist nicht nur Geld, sondern auch Zeitspenden. Wir suchen nach Menschen, die sich engagieren und sich einbringen mit ihren Kompetenzen", erklärte er. Damit sei Fundraising immer auch Teamarbeit und vor allem Beziehungspflege. Das Bild von "Ackerbau und Viehzucht" verwendete Thomas Schlichting, Fundraiser und Geschäftsführer der Heinrich-Dammann-Stiftung aus Hildesheim, für das Fundraising. "Im Fundraising arbeiten wir strukturiert und pflegen die Spender. Dazu sind sieben Kontakte im Jahr zu den Spendern sinnvoll", sagte er. Erreicht werde dies zum Beispiel durch Gemeindebriefe, Einladungen der Spender zu besonderen Veranstaltungen oder Dankesbriefe nach einer Spende. Schließlich sei Spenden eine emotionale Handlung. Ein Fundraisingteam müsse vorher klären, wo geworben werde für Projekte. Die Arbeit im Team sollte zeitlich begrenzt sein. Zum Konzept gehörten definierte Ziele, eine Budgetplanung und Zielgruppen. Sinnvoll sei eine Analyse des Umfeldes. "Wo gibt es Ansprechpartner und Unterstützer für das Projekt, wer stellt dann die Kontakte her, das sind Fragen, die geklärt werden", sagte Thomas Schlichting.
Nach einer Mittagspause diskutierte eine Workshop-Gruppe mit Dr. Stephan Schwier Spendenbriefe und erhielt Tipps für die Gestaltung und Formulierung dieses wichtigen Fundraisinginstruments. Marcus Dohm, Fundraiser aus den Kirchenkreisen Burgdorf und Burgwedel-Langenhagen, führte in die Planung von Fundraising ein. Hilfreich sei dabei ein Modell mit sieben Phasen. Im ersten Schritt werden Fragen an das Vorhaben, für das Spenden gesucht werden, gestellt. Es folgt eine Analyse der Stärken und Schwächen und später die Festlegung von Zielen, die mit unterschiedlichen Zielgruppen und dazu passenden Maßnahmen später umgesetzt werden. Nach Abschluss des Projekts gehöre zu diesem 7-Phasen-Modell eine Kontrolle, ob die Ziele erreicht wurden, betonte Marcus Dohm.
Ein positives Fazit zogen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den beiden Kirchenkreisen am Ende der Fortbildung. Sinnvoll sei eine Vertiefung einzelner Themen oder auch das Thema Kampagnenplanung auf einer Folgeveranstaltung. Beide Kirchenkreise bieten seit gut einem Jahr gemeinsame Schulungen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit an. Im letzten Jahr waren dies der 1. Calenberger Medientag, ein Vormittag zur Plakatgestaltung und ein Abend zu rechtlichen Fragen von Medien- und Textnutzungen.
Fotos: Thomas Schwarze, Sabine Freitag; Text: Sabine Freitag. Foto oben: Moderator Joachim Döring begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 1. Calenberger Fundraisingtages in Hemmingen.