So schnell wie möglich wird es eine Gemeindeberatung in der Kapellengemeinde Nienstedt geben – das ist das konkrete Ergebnis einer fast zweistündigen Gemeindeversammlung, die am 12. Mai im Kirchenhaus in Nienstedt stattfand. Auf der Versammlung wurden viele Konflikte deutlich. „Es schmerzt mich für alle Beteiligten. Ich möchte eine Gemeinde, wo alle ihren Platz haben. Deshalb brauchen wird diese Gemeindeberatung von ausgebildeten Personen, die es in der Landeskirche gibt“, machte Pastorin Bettina Westermann-Buße in ihren Schlussworten deutlich. Sie wünsche sich eine Gemeinde, in der sich jeder zu Hause fühle. Und in der, das sagte sie zu Beginn der Versammlung, eine geordnete Arbeit für ihren zurzeit erkrankten Kollegen Siegfried Rupnow wieder möglich sei. Schon das große Interesse an der Versammlung – 56 Gemeindemitglieder trugen sich in die Teilnahmeliste ein – zeige, dass den Nienstedtern ihre Kapellengemeinde nicht egal sei. Einberufen wurde die Versammlung nach einem Antrag von Jürgen Kanz, der von mehr als 80 Gemeindemitgliedern unterstützt wurde. Anlass war die Situation im Kapellenvorstand. Seit Januar erklärten nacheinander vier Frauen, Sigrid Schrader, Susanne Kanz, Birgit Behnke-Martin und Christa Busse, ihren Rücktritt aus dem Kapellenvorstand. Zwei Männer, Reinhard Jochim und Hans-Werner Lemke, rückten nach. Weitere Nachrücker auf der Liste der letzten KV-Wahl gibt es nicht. Da bereits im März 2018 die nächste reguläre Wahl in allen Kirchen- und Kapellengemeinden stattfindet, ist eine Nachwahl rechtlich ausgeschlossen. Es können nur Berufungen ausgesprochen werden. Zurzeit bilden Superintendentin Antje Marklein als Vorsitzende des Kirchenkreisvorstandes, Pastorin Bettina Westermann-Buße als Geschäftsführerin der Kapellengemeinde und die beiden Kapellenvorsteher übergangsweise die Gemeindeleitung. Marina Hobein führt als Pfarrsekretärin die Kasse der Kapellengemeinde. Die regelmäßigen Gemeindegruppen, wie der Gesprächskreis oder der Seniorennachmittag, werden wie bisher von Ehrenamtlichen zuverlässig geleitet. Gesucht werden nun zwei Personen, die sich in den Kapellenvorstand berufen lassen. „Es ist eine gute Möglichkeit, in den 18 Monaten bis zur nächsten Wahl einfach in die Arbeit des Gremiums hineinzuschnuppern“, warb Otmar Fiedler als KV-Vorsitzender der Christusgemeinde. Rechtlich sei es auch möglich, dass nur drei Personen – die beiden Kapellenvorsteher und der zurückkehrende Pastor Siegfried Rupnow – das Gremium bilden, erklärte Uwe Sennholz vom Kirchenkreisamt.
Konstatiert wurden im Laufe der Gemeindeversammlung unterschiedliche, langanhaltende Konflikte. „Diese kamen bei der Visitation im Oktober letzten Jahres nicht zur Sprache. Dort hätten sie ihren Raum gehabt“, meinte Antje Marklein, die die Versammlung leitete. Vieles spreche dafür, dass es sich – wie in der Versammlung geäußert – auch um einen Generationenkonflikt im KV und der Gemeinde handele. Die im Kirchenhaus angesprochenen Konflikte reichten vom „Hineinreden“ in die KV-Arbeit, unklaren Entscheidungen an Kapellenvorstehern vorbei bis hin zur Absage des beliebten Scheunengottesdienstes am vergangenen 2. Advent. Probleme sind nicht hinreichend besprochen worden. So seien „Verletzungen“ entstanden, die schmerzten Wir müssen Wege finden, wie wir alle offen und sachlich miteinander reden“, fasste Bettina Westermann-Buße ihren Eindruck zusammen. Aber sie sei hoffnungsvoll, dass die Gemeinde wieder gemeinsam auf einen guten Weg finden wolle, betonte sie.
Foto und Text: Freitag