Die Ronnenberger Kirche steht im Fokus des Nachmittags
Rund 20 Interessierte aus dem ganzen Kirchenkreis verfolgten am Donnerstag, 18. September, ein Kirchenerkundung in der Michaeliskirche Ronnenberg. Als Referenten lud Pastorin Elke Pankratz-Lehnhoff, die einmal im Jahr einen kirchenpädagogischen Nachmittag organisiert, den früheren Superintendenten Hermann de Boer ein. Er ging in seinen faktenreichen Ausführungen an acht Stationen vor allem auf die Reformation im Calenberger Land ein und auf die Spuren, die unterschiedliche Zeiten im Gebäude hinterließen. So stammten zum Beispiel die mittleren Figuren des Altaraufsatzes noch aus der Zeit vor der Reformation - deutlich zu erkennen an der gekrönten Maria, die neben Jesus sitzt. In einer Aussparung im Altartisch wurden 1903 noch Reliquien gefunden - ein vertrocknetes Herz und ein Bischofssiegel. Der Altar als Ganzes entstand erst im Zuge einer großen Kirchenumgestaltung im Jahr 1876 durch den Baumeister Hase. "Damals sollte die Kirche wieder alt aussehen, also so, wie zur damaligen Zeit eine alte Kirche zu sein hatte. Der Altar wurde im neugotischen Stil errichtet", erklärte de Boer. Auch die Seitenschiffe wurden damals angebaut. Älteste Bauteile stammten aus einem Kirchbau um 1150/60. Im 15. Jahrhundert wurden der Chor und die Sakristei angebaut. 1630 kam es zu einem verheerenden Orkan - Teile des Turms stürzten in das Kirchenschiff. Steine der vermutlich damals schon baufälligen Bonifatiuskapelle, die wohl direkt neben der Michaeliskirche stand, wurden zum Wiederaufbau verwendet. An die Bonifatiuskapelle erinnert noch die Pforte, die 1983 in den Turmraum der Kirche eingebaut wurde; sie war bis dahin in der Außenmauer verbaut. "Die Bonifatiuspforte ist mindestens 1000 Jahre alt und ist damit das älteste Kirchenbauteil in Niedersachsen", sagte de Boer. Er ging in seinen Ausführungen auch auf die Veränderungen ein, die durch die Reformation folgten, ein. Elisabeth von Calenberg als damals noch als Vormund ihres Sohnes regierende Fürstin, und Antonius Corvinus als von ihr eingesetzter Landessuperintendent führten die Reformation 1542 im Calenberger Land ein. Im Zentrum des evangelischen Gottesdienstes habe damals die Predigt gestanden - deshalb sei die Kanzel auch so erhöht gebaut, dass die Gemeinde den Prediger gut sehen und hören konnte. Und auch der Taufstein habe einen zentralen Platz in der Kirche - neben dem Abendmahl, das am Altar gereicht wird, ist die Taufe das zweite Sakrament in der evangelischen Kirche und habe deshalb auch eine hohe Bedeutung.