Es sind Rollenspiele, die auf den Ernstfall vorbereiten können. Holger Kipp aus Großenheidorn, ehrenamtlich in der Notfallseelsorge, hatte im Rollenspiel die Aufgabe, Eltern zu besuchen, die unmittelbar davor den plötzlichen Tod ihres Säuglings festgestellt hatten. „Das war eine sehr schwierige, und doch auch authentische Situation. Nach einigen Sekunden wurde das Rollenspiel zum Selbstläufer und ich war mittendrin. Ich habe mich sehr unsicher gefühlt, weil ich nicht wusste, wen ich in der Situation antreffen“, erklärte er im Gespräch in der Arche, dem Haus der Heilig-Kreuz-Kirchengemeinde in Kirchdorf. Holger Kipp war einer von 24 Teilnehmenden an einem „Notfallseelsorge Refreshing-Day“, zu dem die beiden Beauftragten für Notfallseelsorge im Sprengel Hannover, Pastor Matthias Stalmann und Pastor Tim Kröger eingeladen hatten. „Wir bieten diese Auffrischtage einmal im Jahr denjenigen an, die in der Notfallseelsorge ehrenamtlich oder auch hauptamtlich tätig sind und die vor längerer Zeit die Basisausbildung gemacht haben. Wir vermitteln darin beispielsweise auch neue psychologische Erkenntnisse, die helfen können, traumatisierte Menschen zu begleiten“, erklärte Pastor Matthias Stalmann. Die Rollenspiele, die unter anderem Inhalt der Fortbildung waren, dienen dazu, sich auf den Ernstfall vorzubereiten und auch eigene Grenzen zu erkennen.
Aufgegriffen werden in den Fortbildungen jeweils verschiedene Einsatzsituationen. In diesem Jahr lag der Fokus auf dem SID (Sudden Infant Death), dem sogenannten plötzlichen Kindstod. Beim Refreshing Day 2017 wird es um Notfallseelsorgesituationen gehen, bei denen Kinder und Jugendliche betroffen sind.
Unterstützt wurden die beiden Pastoren in diesem Jahr durch verschiedene Referenten, wie Supervisorin und Pastorin i.R. Inge Matern und Polizeioberkommissar Ralph Schwamborn aus Celle sowie von dem Krankenhausseelsorger und Beauftragten für Notfallseelsorge Ludger Pietruschka im Bistum Osnabrück.
Antje Marklein, die als Superintendentin im Sprengel für Notfallseelsorge beauftragt ist, dankte am Anfang der Veranstaltung den Teilnehmenden für ihr freiwilliges und wichtiges Engagement für Menschen in akuten Krisen.
Im Sprengel Hannover, der die Stadt Hannover und Kirchenkreise im Umland umfasst, sind rund 130 Mitarbeitende regelmäßig in der Notfallseelsorge unterwegs, darunter sind 30 Ehrenamtliche. Im Jahr 2015 gab es gut 300 Einsätze, allein in der Stadt Hannover 169.
Foto und Text: Freitag