Der Vorsitzende der Deutsch-Armenischen Gesellschaft (DAG) aus Hannover erinnerte an die mehr als 100-jährige Geschichte des Genozids an die armenischen Christen im osmanischen Reich im Ersten Weltkrieg. Neben den Armeniern seien auch weitere kleinere Volksgruppen vernichtet worden. Begriffe, wie der Holocaust oder auch Verbrechen gegen die Menschheit seien in der Geschichte bereits auch auf die Verbrechen gegen die Armenier verwendet worden, erklärte er in seiner Ansprache. Das deutsche Kaiserreich habe vor mehr als 100 Jahren mit dem osmanischen Reich kooperiert. Es zeige sich in der Geschichte ein widersprüchliches Bild, so Raffi Kantian. Einerseits hätten einzelne Diplomaten versucht, den deportierten Armenieren zu helfen, andere Vertreter des Kaiserreichs hätten Deportationen angeordnet. Generell fuhr das Kaiserreich die Linie, "Einmischungen in innere Angelegenheiten" des osmanischen Reiches zu vermeiden. Erst nach Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1919 fand eine erste Gedenkmesse für die Opfer des Genozids in Berlin statt, erklärte Raffi Kantian, der anschließend einen Bogen in die gegenwärtige Diskussion schlug, die zur Resolution im Deutschen Bundestag im Juni des letzten Jahres geführt habe - für ihn ein deutliches Zeichen der Versöhnung. Erstmals sei in der Überschrift der Resolution der Begriff des Völkermordes verwendet worden. Gleichzeitig sei es aber auch wichtig, so der DAG-Vorsitzende, dass die Diskussion nicht ausschließlich auf die Geschichte fixiert sei. Das armenische Volk müsse auch Brücken in die Zukunft bauen.
Im Anschluss an den Gottesdienst, der vom Kirchenchor musikalisch begleitet wurde, lud der Kirchenvorstand zu einem Empfang in das Gemeindezentrum ein. Dort konnten in einer Ausstellung Werke des hannoverschen Künstlers JoHannes Lühr betrachtet werden.
Fotos und Text: Freitag