Eine Frage der Haltung und Information
Seit zwei Jahren ist der Kirchenkreis auf dem Weg zu einem Schutzkonzept zur Prävention vor sexualisierter Gewalt. "Mit einer Steuerungsgruppe, in der verschiedene Arbeitsbereiche aus dem Kirchenkreis vertreten waren, haben wir zunächst Grundinformationen gesichtet und uns auch selbst geschult. Nun liegt das fertige Konzept gedruckt für jede Gemeinde und Hauptamtliche vor, außerdem machen wir mit Plakaten und Postkarten darauf aufmerksam, weil uns diese Öffentlichkeit und Transparenz wichtig ist", sagte Superintendentin Antje Marklein bei der Vorstellung des Konzeptes am Freitag, 12. Mai, in Wennigsen. Das Konzept nimmt auf der einen Seite Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlene in den Blick, die Veranstaltungen der Kirchengemeinde besuchen und umgekehrt auch Mitarbeitende, gegen die Vorwürfe wegen einer Grenzüberschreitung oder eines Übergriffs laut werden. "Wir haben mit dem Konzept einen Rahmen, der in diesen Fällen greift. Dazu gehört ein Kriseninterventionsplan, der in Gang gesetzt wird. Wichtig ist zunächst, dass denjenigen, die sich an uns wenden, Gehör finden und dass sie eine Anlaufstelle haben, die sich kümmert, auch wenn es lange zurückliegende Fälle sind". Jede Gemeinde soll außerdem bis Ende Oktober diesen Jahres eine Risikoanalyse für ihre Räume und Abläufe machen.
Zum Schutzkonzept im Kirchenkreis gehört auch eine vierstündige Grundschulung, die für alle Haupt- und Ehrenamtlichen in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen stehen, außerdem für Leitungsgremien, verpflichtend ist. Derzeit finden zwei Schulungen pro Monat statt. Dies werde ein laufendes Angebot bleiben. "Wir haben immer wieder neue Ehrenamtliche, die neu dabei sind. Oder wir machen zum Beispiel auch Schulungen für ein ganzes Team, was die Kinderfreizeit in Uslar begleitet", sagt Regionaldiakon Martin Wulf-Wagner.
Für die Arbeit mit Kinder und Jugendlichen gibt es darüber hinaus eigene Schutzkonzepte. "Es gibt ein paar spezifische Unterschiede. So kann ich zum Beispiel erst vor Ort bei einer Sommerfreizeit sehen, wie dort die räumlichen Bedingungen sind. Und dann können wir auch räumliche Bereiche auf dem Gelände festlegen, die für unsere Teilnehmenden tabu sind", erklärt Kirchenkreisjugendwart Helge Bechtloff. Das Schutzkonzept mit allen Bausteinen diene auch dazu, Räume "eng" zu machen für mögliche Täterinnen oder Täter. "Wir zeigen, dass wir hinschauen, dass wir auch durch die Schulungen sensibilisieren für das Thema. Das ist eine Frage der Haltung", sagt Martin Wulf-Wagner, der die Risikoanalyse noch in der Entstehungsphase des Konzeptes für das Angebot des pädagogischen Mittagstisches in der Marien-Petri-Gemeinde in Wennigsen durchgeführt hat. Auch das gesamte Team des Kinder- und Jugendhauses Meriba hat an der ersten Grundschulung teilgenommen. Das ganze Konzept bleibe ein Prozess, weil immer wieder auch neue Ehrenamtliche geschult werden.
Foto und Text: Freitag