Vom "Chaos in meinem Herzen"
Es sind liebevolle Erinnerungen an den Dede, den türkischen Opa, oder an den bunten Garten der Oma, an das Hüpfen mit der Mama auf dem Trampolin oder an die besonderen Leidenschaften der nun Verstorbenen, um die Kinder und Jugendliche trauern. Ihrer Trauer und ihren Gefühlen – auch dem „Chaos in meinem Herzen“ - haben sie Ausdruck gegeben, indem sie bei den Gruppentreffen oder Einzelbegleitungen im Fuchsbau großformatige Bilder gemalt haben. Rund die Hälfte der mehr als 30 Bilder, die nun gedruckt wurden, hängen seit Freitag, 28. August, eben unter dem Titel „Chaos in meinem Herzen“ in der Schalterhalle der Stadtsparkassengeschäftsstelle in der Marktstraße.
"Die Bilder sind vor allem in der Zeit vor Corona bei unseren Gruppentreffen im Fuchsbau für trauernde Kinder und Jugendliche entstanden. Eigentlich sollte heute eine Vernissage zur Ausstellung stattfinden, aber nun sind zumindest die Bilder bis zum 25. September öffentlich zu sehen", erklärte Erika Maluck, die Leiterin des Fuchsbaus, der in diesem Jahr das zehnjährige Bestehen feiert. 50 Kinder und Jugendliche nehmen zurzeit an den Gruppentreffen oder Einzelbegleitungen im Lebenshaus in der Hinterkampstraße in Barsinghausen teil. Sie sprach anlässlich der Vorstellung der Ausstellung vom Mut der Kinder und Jugendlichen, ihre Trauer auch in den Bildern öffentlich zu zeigen. "Die Bilder geben ja das Innenleben der Trauernden preis. Dort, wo es schwerfällt, die Trauer in Worte zu fassen, kann die Kreativität helfen. Trauer ist oft noch ein Tabu. Die Ausstellung hilft, dieses aufzubrechen", erklärte sie und dankte der Stadtsparkasse, die die Räume zur Verfügung stelle. Drei der Jugendlichen, die Bilder gemalt hatten, erzählten von ihren Erfahrungen. "Alle Emotionen, die mich in dem Moment beschäftigt haben, sind in das Bild geflossen. Den ersten roten Bogen malte ich mit der Hand. Er zeigt meine Mama als Feuer in meinem Herzen" sagte die 20-jährige Lena. Lara und Victorias Bilder entstanden während eines Gruppentreffens im Fuchsbau-Keller. "Wir haben immer ein festes Ritual, eine Willkommensrunde, wir zünden Kerzen an für die Verstorbenen, die Familie oder Freunde und dann reden wir, wir basteln oder kochen auch mal oder malen. Für die Bilder haben wir eineinhalb bis zwei Stunden gebraucht", berichtete Lara.
Die Bilder sind weiterhin Eigentum der Kinder und Jugendlichen. Gleichzeitig bilden sie eine Wanderausstellung, die bei Interesse beim Fuchsbau (Telefon 0171 7363533, E-Mail: fuchsbau@aufgefangen-ev.de) ausgeliehen werden kann. In der Ausstellung, auch in der SSK-Geschäftsstelle, liegt ein Gästebuch. „Wir freuen uns über Rückmeldungen in diesem Buch“, so Erika Maluck.
Fotos und Text: Freitag