„Das Kloster Barsinghausen bleibt mein Zuhause!“
Äbtissin Barbara Silbe geht am 30.November 2020 in den Ruhestand
Schwester Barbara, erzählen Sie doch bitte am Ende Ihrer Amtszeit wie alles begann!
Sehr gern, denn der Blick zurück an den Anfang hat mich immer wieder ermutigt, in Bewegung zu bleiben und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Mitte der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts lag es dem damaligen Klosterkammer-Präsidenten Professor Dr. Axel Freiherr von Campenhausen am Herzen, das Kloster Barsinghausen neu mit geistlichem Leben zu füllen. Er machte sich auf die Suche nach einer evangelischen Frauengemeinschaft und fand sie in der Diakonischen Schwesternschaft Wolmirstedt, die 1954 bei Magdeburg gegründet wurde. Mehr als 40 Jahre lang stand für die Schwestern der Dienst an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit geistigen und körperlichen Behinderungen im Vordergrund. Als der Kontakt zur Klosterkammer Hannover entstand, arbeitete ich als Heilpädagogin im Bodelschwingh-Haus in Wolmirstedt. Im August 1996 zogen die ersten fünf Schwestern im Kloster Barsinghausen ein. Die Kommunität Kloster Barsinghausen wurde gegründet. Im Jahr 1998 kam ich dazu. Ein Bibelwort aus dem Propheten Jeremia bestimmte von Anfang an unsere Ausrichtung: Suchet der Stadt Bestes, in die ich euch habe wegführen lassen und betet für sie zum Herrn.
Welchen Wandel hat das Kloster vollzogen seitdem Sie dort leben?
Mitte der neunziger Jahre lebten im Kloster drei Konventualinnen – Frauen,
die nach der Klosterordnung leben – und verschiedene Mietparteien. Gemeinsam mit uns Schwestern ergab das eine „bunte Hausgemeinschaft“, die ich in sehr guter Erinnerung habe. Ab 1997 begann eine intensive Bautätigkeit. Im unteren Kreuzgang wurden ein Gebetsraum, eine Töpferei und eine Begegnungsstätte, die Klostergrotte, eingerichtet. Dadurch ergaben sich neben Führungen und Konzerten weitere Möglichkeiten das Kloster zu öffnen. Es wurde zu öffentlichen Gebetszeiten und Abendgottesdiensten eingeladen, zum Töpfern, zu Tanz als Gebet oder auch zum Kaffee in die Klostergrotte. Eine schöne Sache war auch das Projekt „Kinderkloster“ mit den Vorschulkindern des Kindergartens der Mariengemeinde Barsinghausen. Durch die Einrichtung von Gästewohnungen konnten Einzelgäste zur persönlichen Einkehr aufgenommen werden. In den Jahren 2003/04 wurde der Klostergarten
neugestaltet. Das war und ist ein großer Gewinn, insbesondere für unsere Gäste und seit 2014 auch für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der
„inspiratio“-Kurse hier im Kloster. „inspiratio“ ist der Name einer Einrichtung
der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers in Zusammenarbeit
mit der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Das Angebot von „inspiratio“ besteht aus einer sechswöchigen begleiteten Auszeit für Hauptamtliche der evangelischen Kirchen.
Was haben Sie als Kernaufgabe Ihres Äbtissin-Amtes gesehen?
Diese Frage hat mich besonders im Zugehen auf meine Einführung beschäftigt. An einer Quelle, die sich in der Nähe des Klosters befindet, wurde mir die Antwort geschenkt. Auf einem dort angebrachten Schild las ich „Quelle – Bitte sauber halten“. Diese wenigen Worte waren für mich in den folgenden 20 Jahren eine wichtige Richtschnur in Bezug auf meine eigene Lebensführung, auf das Zusammenleben im Konvent und auch für Entscheidungen, was im Kloster stattfinden soll beziehungsweise was für diesen speziellen Raum nicht geeignet ist.
Nichts ist stetiger als der Wandel. Gilt dies auch für das Klosterleben?
Ja, das gilt auch bei uns. Dieser Wandel ist immer wieder mit dem Weggang von Personen verbunden gewesen, die Schwerpunkte gesetzt und damit unsere Arbeit und das Zusammenleben geprägt haben. In den Jahren 2004 bis 2009 verließen drei Schwestern die Kommunität. 2011 ergaben sich neue Kontakte zu zwei Frauen, die sich für die Lebensform als Konventualin interessierten. Beide wurden in den Jahren 2013 bzw. 2014 in den Konvent aufgenommen. In dieser Zeit war das Kloster im wörtlichen und im übertragenen Sinn eine Baustelle: Im Konvent waren wir mit den neu hinzugekommenen Frauen, mit dem „Bau von Gemeinschaft“ befasst, und im Dachgeschoss setzte die Bauabteilung der Klosterkammer Hannover für den neuen Mieter, die Hannoversche Landeskirche, die ehemaligen Mietwohnungen instand.
Abgesehen von den handelnden Personen, welche Angebote im Kloster haben sich über die Jahre hinweg etabliert?
Da sind zuerst die Gebetszeiten zu nennen, um 8.00,12.00 und 18.00 Uhr
und der Abendgottesdienst am Donnerstag. Etabliert hat sich auch die Möglichkeit, als Einzelgast ins Kloster zu kommen. Die von Calenberger Cultour & Co organisierten Konzerte finden großen Anklang, ebenso der Offene Klostertag und das Café im Kloster zum Stadtfest, das seit vielen Jahren von den Johannitern ausgerichtet wird. Einen festen Platz haben auch die Kloster- und Klostergartenführungen, Heilig Abend für Alleinstehende und der Ostermorgengottesdienst mit dem anschließenden Frühstück im Konventssaal.