Kirche engagiert sich gegen Rechtsextremismus
"Kirche und Politik - darf oder muss ich mich einmischen?" - mit dieser Frage war die Kirchenkreiskonferenz der Hauptamtlichen am Mittwoch, 19. Februar überschrieben. Der Referent des Vormittags, Pastor i.R. Wilfried Manneke, gab gleich zu Beginn seines Vortrags eine Antwort: "In der Bibel steht an zwei Stellen 'Tue, was dir vor die Hand kommt'. Es hat sich also ergeben, nachdem ich nach einem Auslandspfarramt in Südafrika nach Unterlüß bei Celle kam und dort feststellte, dass sich an mehreren Orten Neonazis breit machten", erinnert er sich an die Anfänge Ende der 1990er Jahre. Unter anderem gab es damals noch ein Schulungszentrum, das eine NPD-Funktionär betrieb, auf einem Hof, rund 13 Kilometer von Unterlüß entfernt finden immer noch Sonnenwendfeiern statt - zwei Beispiele einer Landkarte, die Wilfried Manneke zeigte. Aber auch der Mord an einen Obdachlosen durch zwei Skinheads in Eschede entsetzte die Menschen vor Ort. Vor gut zehn Jahren gründeten er und weitere Engagierte das Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus. Regelmäßig finden Gegendemonstrationen anlässlich der Feiern auf dem Hof Nahtz statt, der mittlerweile vom NPD-Landesverband gekauft wurde. Wilfried Manneke und seine Mitstreiter*innen sehen sich aber auch Anfeindungen gegenüber: Auf das Pfarrhaus und zwei weitere Häuser wurden im Dezember 2011 Molotow-Cocktails geworfen, Autos wurden beschädigt. Eine Erkenntnis Wilfried Mannekes: "Die Szene verfestigt sich, wenn es keinen Widerstand dagegen gibt". Für ihn ist sein christlicher Glaube unvereinbar mit dem Rechtsextremismus. "Vor Gott sind alle Menschen gleich", betont er und verweist auf das Motto "Unser Kreuz hat keine Haken" und die "Initiative ´Kirche für Demokratie - gegen Rechtsextremismus´ in der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers" (IKDR), in der sich auch Hauptamtliche aus dem Kirchenkreis, wie Superintendentin Antje Marklein und Pastorin Ute Kalmbach engagieren. Über seine Arbeit hat Wilfried Manneke das Buch "Guter Hirte - braune Wölfe" geschrieben.
Im Gespräch diskutierten die Hauptamtlichen auch Möglichkeiten, über den Faschismus und seine Folgen zu informieren und aufzuklären. So fahren einige Konfirmand*innengruppen regelmäßig nach Bergen-Belsen und lernen etwas über die Geschichte des dortigen ehemaligen Konzentrationslagers. Im November 2018 lud der Kirchenkreis zusammen mit der katholischen Gemeinde zu einem Lichterweg gegen Fremdenfeindlichkeit ein - mit großer Resonanz in Wennigsen. "Darüber sollten wir weiter nachdenken und zu Veranstaltungen einladen", sagte Superintendentin Antje Marklein.
Fotos und Text: Freitag