Zu einem besonderen Gottesdienst lädt der Kirchenkreis Ronnenberg am Sonntag, 23. Februar um 15 Uhr ein: In der Heilig-Kreuz-Kirche in Kirchdorf wird das 20-jährige Bestehen der Notfallseelsorge im Kirchenkreis gefeiert. "Wann genau wir begonnen haben, lässt sich nicht mehr genau recherchieren. Mein erster Einsatz war zum Beispiel im November 1999 bei einem tödlichen Unfall", erinnert sich Pastorin Ute Kalmbach. Als Ehrenamtliche in der Notfallseelsorge kam dann zum Beispiel im Jahr 2001 Renate Kösel-Görtz zum Team dazu, Meike Bischoff, Diakonin im Ruhestand, ist seit 20 Jahren dabei. Auf der Ebene der Landeskirche wurde die Notfallseelsorge nach den Erfahrungen beim ICE-Bahnunglück in Eschede im Juni 1998 aufgebaut.
14 Personen, Haupt und Ehrenamtliche, gehören heute zum Team der Notfallseelsorge im Kirchenkreis. Sie sind circa 16 bis 20 Mal im Jahr im Einsatz. Ute Kalmbach koordiniert die Einsatzpläne. "Eine Person hat das Notfallhandy, mal für fünf Tage im Monat, mal auch nur für einzelne Tage im Jahr. Zusätzlich haben wir eine Liste mit allen Aktiven, so dass auch mehr Leute dazu gerufen werden können", sagt sie. Alarmiert werden die Diensthabenden direkt von der Leitstelle nach einem Notruf unter 112. "Innerhalb einer halben Stunde versuchen wir dann vor Ort zu sein. Wir bekommen eine grobe Information vorab, aber wir wissen nie genau, was uns vor Ort erwartet", erklärt Antje Marklein, die schon als Gemeindepastorin in der Notfallseelsorge aktiv war und nun auch als Superintendentin Dienste übernimmt. Gerufen werden die Männer und Frauen zu Verkehrsunfällen, aber auch zu Todesfällen zu Hause, zum plötzlichen Kindstod oder nach Suiziden. Sie überbringen zusammen mit der Polizei Todesnachrichten und sind einfach in der ersten Zeit vor Ort. "Wir bleiben so lange, wie es nötig ist. Bis die Menschen in der Notsituation wieder Boden unter den Füßen haben, bis weitere Hilfe organisiert ist, Freunde oder Familienangehörige angekommen sind. Wir sind einfach da", beschreiben die Gesprächspartnerinnen ihre Aufgabe. Mit dabei haben sie einen Notfallrucksack, unter anderem auch mit einem Teddybären für Kinder oder einer Kerze, die entzündet werden kann. Sie kommen zwar als Notfallseelsorge der evangelischen Kirche, helfen aber unabhängig von religiöser Zugehörigkeit. Auch Einsatzkräfte selbst werden begleitet. So gibt es häufiger im Anschluss Gespräche mit den Helfenden zum Beispiel im Feuerwehrgerätehaus.
Alle Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger sind für die Aufgaben ausgebildet und können an weiteren Kursen teilnehmen. Hinzu kommt das Angebot der Supervision und von Nachgesprächen. Jede, jeder, hat seine eigenen Rituale, mit den erlebten Notfällen umzugehen. In der Situation selbst sei es aber wichtig, die Menschen gut zu begleiten und als Gegenüber in dieser Ausnahmesituation "stabil" zu sein, wie Antje Marklein betont. "Hinterher kann ich auch im Auto weinen", sagt sie.
Wer Interesse hat, selbst in der Notfallseelsorge aktiv zu werden, kann sich an das Pfarramt in Kirchdorf, Pastorin Ute Kalmbach, unter der Telefonnummer 05105 585206 wenden. Oder auch den Gottesdienst besuchen. Im Anschluss daran lädt das Team noch zum Kaffeetrinken und zu Gesprächen im Gemeindehaus "Arche" ein.
Foto und Text: Freitag