Trauerarbeit ist Gefühlsarbeit
Das Gemeindehaus der Michaelisgemeinde in Ronnenberg ist regelmäßig auch ein Ausstellungsraum. Noch bis Freitag, 25. Februar, sind besondere Bilder zu sehen: Es sind 30 Zeichnungen, die bei Treffen im Fuchsbau, der Trauergruppe für Kinder und Jugendliche des Ambulanten Hospizdienstes "Aufgefangen" in Barsinghausen entstanden. Sie stehen unter der Überschrift "Chaos in meinem Herzen" - dem Titel eines Bildes, das der damals zehnjährige Fynn malte. "Alle Kinder und Jugendlichen haben enge Angehörige verloren, Großeltern, Geschwister, Vater oder Mutter. Die Malerei ist eine Möglichkeit, kreativ die Gefühle auszudrücken, für die oft noch das Vokabular fehlt. Die Bilder zeigen, dass Trauer viele Gesichter hat", erklärt Erika Maluck, die Leiterin des Fuchsbaus beim Gespräch im Gemeindehaus. Aufgrund der Pandemie konnte leider eine geplante Vernissage nicht stattfinden. Doch die Bilder sind zu jeder Öffnung des Gemeindehauses, zum Beispiel während der Kindergruppen oder im Anschluss an die Sonntagsgottesdienste zu sehen. "Und auch gern auf Vereinbarung über das Pfarrbüro", sagt Kirchenvorsteherin Tanja Pieper. Gern möchte sie auch noch zu einem Gespräch mit dem Fuchsbau-Team einladen - sofern es die Pandemieentwicklung möglich macht.
Die Bilder entstanden im Jahr 2020, als der Fuchsbau sein zehnjähriges Jubiläum feierte. Alle Bilder sind weiterhin das Eigentum der Kinder und Jugendlichen, die sie gemalt haben. Beim Malen wurden sie von Erika Maluck oder weiteren Mitarbeitenden begleitet. "Uns ist es zum Glück gelungen, auch während der Schließungen aufgrund der Pandemie, trotzdem für die Trauernden da zu sein. Manchmal bin ich auch direkt zu den Familien gefahren. Der Abschied ist in der Pandemie besonders schwer. Beisetzungen sind nur im kleinsten Kreis möglich, darunter leiden die Angehörigen zusätzlich", so Erika Maluck.
Im Fuchbau werden zurzeit 56 Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 21 Jahren begleitet. "Kinder gehen anders mit Trauer um. Wichtig ist es, dass Erwachsene die Kinder einbeziehen. Sie spüren ganz genau, das etwas anders ist und gehen oft viel direkter und offener mit ihrer Trauer um", sagt Ute-Regina Otto, die ehrenamtlich im Fuchsbau tätig ist. Wichtig sei der Fuchsbau, weil die Kinder erfahren, dass sie nicht allein sind, dass sie ihre Trauer in der Gemeinschaft teilen könne. Und Erika Maluck fügt hinzu: Trauerarbeit ist Gefühlsarbeit. Kinder lassen sich eher darauf ein, als Erwachsene. Ihr ist es wichtig, dass Kinder, wenn jemand in der Familie stirbt oder später in der Trauer nicht allein gelassen werden. Gleichzeitig sollten Kinder nicht überfordert werden. "Es ist immer eine Gratwanderung. Die Sorgen und Unsicherheiten der Kinder sollten erst genommen werden und nicht beiseite geschoben werden".
Fotos: Freitag