Am Montag, 10. Januar, fand in der Velsterstraße in Ronnenberg eine Kundgebung der Stadtgesellschaft statt. Diese Kundgebung mit mehr als 200 Teilnehmenden stand unter der Überschrift "Ronnenberg zeigt Haltung". Pastorin Rebecca Brückner von der Michaelisgemeinde war eine der Redner:innen auf der Kundgebung. Sie sagte:
"Hinter uns liegen zwei lange Jahre, in denen wir viel getan haben, um der Pandemie Einhalt zu gebieten. Wir haben uns eingeschränkt, sind vorsichtig und zurückhaltend geworden bei Treffen in Person. Wir tragen Masken und halten Abstand. In der Kirchengemeinde – wie an so vielen Orten - schreiben wir viele Hygienekonzepte, versuchen sichere Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen, damit Menschen nicht alleine sind.
Ich bin dankbar, dass so schnell eine Impfung bereit war, dass sie allen Menschen hier offensteht und dass hier in Ronnenberg ein Team der Johanniter bereit steht um mit der Impfung die Menschen hier zu schützen. Danke dafür!
Die Lage ist schwierig und das schon lange. Die Liste von Menschen, denen die Lage und der politische Umgang damit über Gebühr viel abverlangt ist zu lang, als dass ich sie beginnen möchte.
Und dann gibt es solche, die diese Gelegenheit nutzen, um Lügen und Verschwörungserzählungen zu verbreiten. Die sich an der Angst von Menschen bereichern und sie gegen Wissenschaft und Medizin aufwiegeln.
Die bewusst andere in die Irre führen, um ihren rechtsextremen Bewegungen neuen Schwung zu verschaffen. Auch vor der Michaeliskirche wurde im Dezember ein Licht aufgestellt und ein Zettel mit Lügen und Schauermärchen an die Tür geheftet. Aber die Michaeliskirche bietet Verschwörungserzählungen keine Kulisse und keine Bühne für Schauermärchen.
Die Michaeliskirche bietet immer einen Ort für Menschen, die Schutz suchen. Die auf der Suche sind. Die zweifeln und nicht weiterwissen. Die Gottes Kommen auf die Erde feiern und sich der Nächstenliebe verpflichtet wissen. Jede*r ist bei uns willkommen – solange andere dabei nicht angegriffen werden.
Und das passiert oft genug.
Hier (an der Velsterstraße 2) haben die „Freien Niedersachsen“ ihr Unwesen getrieben, eine rechtsextreme Gruppe, die keine Scheu hat, antisemitische Märchen neu aufzulegen und Hass schüren. Eine Gruppe, die falsche Behauptungen zur Schau trägt, als sei sie Opfer, ganz genauso wie Juden im Dritten Reich – und damit das Andenken der Jüdinnen und Juden, die von Deutschen verraten, beraubt, in Flucht, Exil, Deportation und Tod gezwungen wurden auf übelste Weise beschmutzt.
Eine Gruppe, die Lügen verbreitet, Verschwörungsmythen und Falschinformationen zu Corona, zur Impfung und so weiter.
Solche Menschen fahren an viele Orte, um herumzugeistern und wo möglich mit zu demonstrieren, um dadurch den Eindruck zu erwecken, als seien sie viele. Sie versuchen uns vorzumachen, die Gesellschaft sei gespalten.
Das ist die Gesellschaft aber nicht. Wir haben es gehört:
Fünf(!) „Freie Niedersachsen“ waren hier. Und schauen Sie sich jetzt um! Hier stehen wir so zahlreich als Vertreter*innen dieser Gesellschaft. Menschen, die sich zivilgesellschaftlich engagieren. Menschen aus Politik. Menschen aus der Kirche. Wir stehen zusammen. Lügen und Verschwörungserzählungen werden in Ronnenberg nicht unwidersprochen bleiben. Antisemitismus und das Hereinzerren von Jüdinnen und Juden überall ebenso wie das Hereinzerren ihres Andenkens wird immer als solches benannt und nicht geduldet werden.
Dafür stehe ich hier. Dafür stehen wir alle hier. Ich danke Ihnen dafür."