Kirchengemeinden auf dem Weg zu mehr regionaler Zusammenarbeit
In den Kirchengemeinden der Region Barsinghausen haben sich die regionalen Gottesdienste in den Sommerferien längst etabliert. Sie finden meist an besonderen Orten unter freiem Himmel statt. Auch Konfirmandinnen und Konfirmanden fahren gemeinsam mit einem Team von Jugendlichen und Hauptamtlichen auf Freizeiten oder erleben gemeinsame Konfi-Samstage. Und Kinder können schon seit 2019 monatlich die Angebote der „Bunten Tüte“ besuchen, dem regionalen Angebot reihum in jeder Gemeinde der Region. Die Beispiele ließen sich fortführen. Und genau dort denken zurzeit auch Haupt- und Ehrenamtliche in der Kirchenregion Barsinghausen weiter. Der äußere Anlass: ab 2023 gibt es einen neuen sechsjährigen Planungszeitraum im Kirchenkreis und der bringt auch Veränderungen mit sich. Einsparungen. Eine Pfarrstelle in der Region wird nicht wiederbesetzt. Eine ganze regionale Diakoninnenstelle bleibt erhalten, weitere Stellenanteile werden im Kirchenkreis verankert. In Pfarrbüros oder im Küsterbereich wird es Stundenreduzierungen geben. Wichtig ist dabei zu wissen, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt. Erst bei Stellenänderungen werden die Reduzierungen umgesetzt. Es gab bereits gemeinsame Workshops mit Haupt- und Ehrenamtlichen. Außerdem werden die Pastoren und Pastorinnen, die Diakonin und der Diakon von Gert Stührmann, dem Leiter des pastoralpsychologischen Dienstes des Zentrums für Seelsorge und Beratung in ihren Überlegungen bei weiteren konzeptionellen Überlegungen begleitet.
„Wir haben Lust auf unsere Arbeit in der Region und wir wollen kreativ die Region weiterentwickeln, ohne dabei Kirchtürme abzureißen. Gemeindegrenzen können sich verschieben, indem wir regional zusammenarbeiten, indem wir auch unsere Gottesdienste in einem neuen Konzept denken“, sagt Pastorin Kristin Köhler. Noch im November gibt es einen weiteren Tag der Hauptamtlichen mit Gert Stührmann – dann wird weiter am Gottesdienstkonzept gefeilt. „Wir blicken weiter über den Tellerrand und machen die Gemeindegrenzen durchlässiger. Es wird selbstverständlicher, einen Gottesdienst an einem anderen Ort zu besuchen. Dafür wollen wir eher Zielgruppen mit Angeboten ansprechen, die Zeiten zum Beispiel variieren. Und gleichzeitig bleiben wir an jedem kirchlichen Ort mit Gottesdiensten präsent“, ergänzt ihre Kollegin Ute Kalmbach.
Eltern könnten dann zum Beispiel den Taufort für ihr Kind frei wählen und auch Konfirmandinnen und Konfirmanden entscheiden, welches Angebot – ob Wochenunterricht, monatliche Treffen am Samstag oder gar ein Konfi-Ferien-Seminar – sie wählen. Die Kirchorte werden dabei in ihrer Besonderheit gestärkt, sagt Pastor Sebastian Kühl. „Wir gucken auf unsere Ressourcen, auf unsere Gaben und machen uns gemeinsam mit Ehrenamtlichen auf den Weg. Wir wollen uns nicht immer weiter strecken, sondern wollten mit Lust und Spaß in und für Kirche und die Menschen arbeiten“, betont er. Eine Orientierung an den Gaben und Ressourcen ergäbe auch Synergien. Ob und wie sich diese Veränderungen auch in einer neuen Rechtsform für die Gemeinden in der Region auswirken, sei noch offen. Im Moment bilden die Gemeinden eine Arbeitsgemeinschaft mit einem Regionalvorstand, der von Annette Kuban als Ehrenamtliche aus der Mariengemeinde geleitet wird. Denkbar sind künftig die Bildung eines Kirchengemeindeverbandes oder eine Gesamtkirchengemeinde – ein späterer Schritt, der in allen Kirchenvorständen beraten und beschlossen werden muss. „Wir haben einige Hausaufgaben vor uns. Ich denke, eine neue Rechtsform ist erst ein Thema für die neuen Kirchenvorstände ab 2024. Bis dahin müssen wir aber trotzdem einiges bearbeiten. Eine Frage ist zum Beispiel, ob wir einen Fahrdienst anbieten für diejenigen, die nicht so mobil sind oder ob wir einen regionalen Gemeindebrief entwickeln“, nennt Annette Kuban zwei Beispiele.