Sonderpreis geht an Victoria Gorbatenko aus Benthe
Zum zweiten Mal wurde im altehrwürdigen Kloster Loccum am Sonntag (10. März 2019) der Jugendandachtspreis der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers verliehen. Das Thema, ein Bibelvers, war zuvor über eine Abstimmung bei Instagram ermittelt worden: „Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit.“ (2. Korinther 3,17). Den mit 1.000 Euro dotierten ersten Platz belegte Philo Hirte (17) aus Hannover. Die Andacht von Victoria Gorbatenko (17) aus Benthe wurde von der Jury mit einem Sonderpreis in der Kategorie „Metapher und Symbolsprache“ ausgezeichnet, der mit 100 Euro prämiert ist.
Rund 300 Gäste waren zu dem Festakt in das mehr als 850 Jahre alte Gotteshaus gekommen, bei dem vor allem die Worte wärmen mussten – die Heizung war an dem Tag ausgefallen. Der feierlich-fröhlichen Stimmung tat dies keinen Abbruch. Dafür sorgte auch der musikalische Stargast des Abends: Philipp Poisel („Wo fängt dein Himmel an?“) spielte exklusiv für die Preisträgerinnen und Preisträger und ihre Angehörigen.
Für Wettbewerbsorganisator Pastor Mathis Burfien ist der Andachtspreis ein wichtiger Teil der theologischen Nachwuchsförderung. Die Gewinnerin von 2016, Julia Schönbeck, studiert inzwischen Theologie. Waren es seinerzeit bei der Premiere noch 26 eingereichte Arbeiten, so hat sich die Zahl nun fast vervierfacht: Insgesamt 94 Andachten hat die Jury gesichtet. „Ich möchte gerne jungen Menschen Mut machen und sie darin unterstützen, eine eigene Sprache für ihren Glauben zu entwickeln“, sagt Pastor Burfien.
Victoria Gorbatenko, die bereits beim ersten Jugendandachtswettbewerb einen Sonderpreis gewann, beschreibt, wie sie an das Thema herangegangen ist: „Als ich den Psalm ‚Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit‘ gelesen habe, kam mir ein Bild von einem großen weiten Meer in den Sinn. Einem Meer, das ich mit Gott befahre und ein Schiff, das ich in die Richtung lenke, wo es mich hinzieht. Dieses Bild habe ich weitergesponnen und es taucht in meiner Andacht immer wieder auf.“
Laut Jury-Mitglied Jochen Arnold, Direktor des Hildesheimer Zentrums für Gottesdienst und Kirchenmusik, zeigt die hohe Beteiligung, „dass wir mit dem Freiheitsbegriff offenbar einen Nerv getroffen haben – auch all jener, die auf der Suche sind“. Zugleich scheine die kirchliche Jugendarbeit „frommer“ zu werden; aktuelle Jugendstudien sprächen von einer „Generation Worship“. Junge Leute wollten die befreiende Botschaft der Bibel erfahren und teilen. „Damit öffnen sie auch für uns als Kirche neue Horizonte. Was sie sagen, ist relevant und glaubwürdig“, betonte Arnold.
Doch sind Andachten überhaupt noch wichtig und zeitgemäß für Jugendliche? Victoria Gorbatenko: „Ich glaube, mit Andachten kann man Jugendliche eher ansprechen als mit strukturierten Gottesdiensten. Andachten sind freier, kreativer und in kleinen Gruppen auch persönlicher, so dass man sich individuell mit einbringen kann. Es werden nicht immer die traditionellen Lieder aus den Gesangbüchern gesungen, sondern vielleicht auch mal etwas Neues ausprobiert – eine offenere Form, die auch Jugendliche ansprechen kann.“
„Mit jedem deiner Fehler lieb’ ich dich mehr“, sang Philipp Poisel in das kalte Kloster hinein. Die Kirche meinte er damit nicht. Im Gegenteil: Viele seiner Texte könnten auch gut in eine Andacht passen, wie nicht nur Veranstalter Mathis Burfien meinte. Auf dessen Frage, ob das Gebet in Philipp Poisels Leben eine Rolle spiele, sagte der Sänger: „Ja, auf jeden Fall.“
Lothar Veit/Landeskirche Hannovers