Gemeinden mahnen mit Rettungswesten an den Kirchentürmen
Es ist ein starkes Zeichen, das verschiedene Kirchengemeinden - katholisch und evangelisch - in diesen Tagen im Stadtgebiet Ronnenbergs und in Hannover-Wettbergen setzen. Von ihren Kirchentürmen hängen orangefarbene Rettungswesten. Damit machen die Gemeinden auf die Situation von Menschen in Not aufmerksam, die über die Meere flüchten und die dort auch ertrinken. Am Dienstagabend fand im Rahmen der wöchentlichen Friedensandacht der Gemeinden aus der Region Ronnenberg eine Mahnwache statt. In einer Schweigeminute wurde eine Rettungsweste auf den Turm der Ronnenberger Michaeliskirche gezogen. "Wir sind hier zusammengekommen, um uns daran zu erinnern, dass Menschen so verzweifelt sind, dass die Flucht ihre einzige Zukunft ist. Wir gedenken all derjenigen, die den gefährlichen Weg über das Mittelmeer wählen – und dabei zu Tode kommen. Wir sind hier, weil wir den hundertfachen Tod im Mittelmeer als Christinnen und Christen nicht einfach hinnehmen können", sagte Pastorin Rebecca Brückner in der Andacht vor der Kirche. Sie sprach von 300 Toten in diesem Jahr, von Tausenden in den zurückliegenden Jahren. Die Gemeinden setzten nun ein Zeichen für diejenigen, die in Not das Meer überqueren, die dort ertrunken sind und die um sie trauern. Diese Menschen sollen nicht vergessen werden. Gleichzeitig ist die Aktion ein Zeichen der Solidarität mit allen privaten Seenotrettern, deren Arbeit von nationalen Regierungen erschwert und kriminalisiert wird, informierte die Pastorin vor der Andacht.
Die Gemeinden aus dem Kirchenkreis Ronnenberg folgen dem Vorbild aus Hannoverschen Kirchengemeinden und aus dem Nachbarkirchenkreis Laatzen-Springe. In Hannover initiierte Marina Röthlinger vom Aktionsbündnis "Seebrücke Hannover" die Aktion, wiederum nach einer Idee aus Dessau. Sie nahm an der Andacht teil und warb für das Bündnis, das auf die Situation der Menschen in Seenot aufmerksam macht und das unter anderem dafür wirbt, dass sich Kommunen zu "Sicheren Häfen" erklären. Diese Kommunen sind bereit, Flüchtlinge, die aus Seenot gerettet werden, zusätzlich aufzunehmen.
Zu Pfingsten werden weitere Rettungswesten an den Kirchen in Egestorf, Langreder und Kirchdorf befestigt.
Fotos und Text: Freitag