Aufbruch in den Ruhestand
Ein Berufsleben im Kirchenkreis Ronnenberg – darauf blickt Diakonin Evelin Vogt-Rosemeyer zurück. Am Sonntag, 31. März, wird sie um 15 Uhr im Gottesdienst in der Johanneskirche in Empelde in den Ruhestand verabschiedet – nach über 40 Jahren als Diakonin in verschiedenen Kirchengemeinden und Regionen im Kirchenkreis. Ende 1978 wurde sie in der Petrusgemeinde Barsinghausen eingestellt. „Wir bekamen nach dem Studium eine Auswahl von möglichen Stellen. Die Petrusgemeinde reizte mich besonders. Dort entstand vieles neu“, erinnert sie sich. Doch zunächst erlebte sie eine Vakanz der beiden Pastorenstellen, bevor dann Pastor Hans-Werner Schmale und später Manfred Otterstätter ihren Dienst aufnahmen. Als einen sehr abwechslungsreichen Beruf erlebte sie ihre Tätigkeit. Sie spürte eine große Freiheit, einen Aufbruch in vielen Arbeitsbereichen und vor allem prägten immer wieder Begegnungen mit Menschen aller Altersgruppen ihre Arbeit. „Obwohl ich solange im Kirchenkreis war, habe ich nie das Gefühl gehabt, dass ich in meiner Arbeit eingefahren war“, erinnert sie sich. Dazu trugen die Veränderungen in den Schwerpunkten und örtliche Wechsel bei. Gut 20 Jahre war sie ausschließlich für die Petrusgemeinde zuständig. Dort war sie für die Arbeit mit Kindern eingestellt, außerdem für Konfirmandenunterricht – teils mit über 100 Jugendlichen im Jahrgang. Im Jahr 2000 wurden die Stellen der Diakoninnen und Diakone regional verankert – zur Petrusgemeinde kam für Evelin Vogt-Rosemeyer die Mariengemeinde hinzu. 2009 wurden Stellen weiter reduziert und Evelin Vogt-Rosemeyer verabschiedete sich in die Region Ronnenberg. Die Begleitung von Krabbelgruppen, von Familienfreizeiten, von Aktivitäten im Familienzentrum in Empelde, Angebote für Frauen oder auch Begegnungen mit Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern prägten nun die Arbeit. Fünf Jahre war sie in dieser Zeit auch als Vorsitzende der Mitarbeitervertretung mit einer halben Stelle freigestellt. Der Mitarbeitervertretung gehörte sie rund 30 Jahre an.
Evelin Vogt-Rosemeyer blickt auf vier Jahrzehnte als Diakonin zurück – und auch auf die Veränderungen im Berufsbild und in der Kirche. Sie gehörte zum ersten Jahrgang von Berufskolleginnen und –kollegen, die an der neuen evangelischen Fachhochschule an der Blumhardtstraße studierten. Nach der Schule wurde sie zunächst am Birkenhof Hannover als Erzieherin ausgebildet. „Eigentlich wollte ich dann an eine andere Ausbildungsstätte für Gemeindehelferinnen gehen, wurde aber auf das neue Studium angesprochen. In diesem Studium hat sich vieles verändert. Ich kam ja aus einer sehr missionarisch geprägten, frommen Jugendarbeit. An der Fachhochschule bekam ich viele neue Impulse. Es herrschte eine Aufbruchsstimmung in der Kirche. Ich merkte, dass der Glauben nicht nur etwas für mich persönlich ist, sondern dass sich damit auch etwas in der Welt verändern lässt“, erzählt sie. Diesen Aufbruch lebte sie dann auch in der Petrusgemeinde, in der zum Beispiel der Eineweltladen gegründet wurde und in der die Friedensbewegung stark verankert war. Es gab schon früh eine internationale Gruppe, „Die Brücke“, die auch eine Familie im mehrjährigen Kirchenasyl in der Petrusgemeinde begleitete. Es gab regelmäßig Partnerschaftsbegegnungen mit Jugendlichen in der ehemaligen DDR. Auch die Arbeit mit Frauen war Evelin Vogt-Rosemeyer immer wichtig – Weltgebetstagsgottesdienste, Frauenabende oder Gespräche über feministische Theologie. Sie blickt auf viele Konstanten zurück und auf Veränderungen. Eine Veränderung ist nun der Ruhestand mit 65 Jahren – mit mehr Zeit für die Familie mit Ehemann, Tochter und Enkeltochter. Mit mehr Zeit zum Lesen und für viele weitere Begegnungen mit Menschen, die ihr wichtig waren und sind.
Foto: F. Flathmann, Text: S. Freitag