Fast 370000 Euro für Maßnahmen im Strukturwandel
Wie sollen im Kirchenkreis Ronnenberg die Sondermittel der Landeskirche Hannover verwendet werden? Das war eine zentrale Entscheidung im Kirchenkreistag (KKT) am Freitag, 13. September im Benther Gemeindehaus. Aufgrund der guten Einnahmesituation in der Landeskirche erhalten alle Kirchenkreise in 2019 und 2020 Gelder, die unter anderem für besondere Maßnahmen zum Strukturwandel bestimmt sind. Der Kirchenkreis Ronnenberg verfügt über fast 370000 Euro. Die KKT-Mitglieder stimmten nun über zwei Alternativaufteilungen ab - und entschieden sich nach längerer Debatte dafür, dass zwei Sonderzahlungen von rund 221500 Euro an die Kirchen- und Kapellengemeinden verteilt werden. Jede Gemeinde, egal wie viele Mitglieder, erhält einen Sockelbetrag von 2838,91 Euro, außerdem noch 3,90 Euro pro Gemeindemitglied. Die dritte Sonderzahlung von gut 147600 Euro werden je zur Hälfte auf die drei Regionen und auf den Kirchenkreis verteilt. Eine zweite Variante, nach der die Mittel jeweils zu einem Drittel auf die Gemeinden, die Regionen und den Kirchenkreis aufgeteilt worden wären – was höhere Beträge für die Regionen und den Kirchenkreis bedeutet hätte - fand keine Mehrheit. Bemängelt wurde von einigen Mitgliedern im KKT, dass die zweite Variante für die vorherigen Beratungen in den Kirchenvorständen nicht vorlag. Eine Verschiebung der Abstimmung wurde trotzdem abgelehnt. Superintendentin Antje Marklein erinnerte an die inhaltlichen Diskussionen über den Strukturwandel in verschiedenen Gremien. „Wir werden weniger in der Kirche, der Relevanzverlust von Kirche in der Gesellschaft ist spürbar. Wir merken das alle vor Ort in den Gemeinden: der Gottesdienstbesuch geht zurück, die veränderte Kommunikation im digitalen Zeitalter hat für unsere kirchliche Arbeit große Konsequenzen. Kirchliche Gebäude stehen zur Disposition. Wir denken zunehmend regional. Der große regionale Konfitag in Egestorf letzten Samstag ist ein aktuelles Beispiel: Gegen den Trend und den Eindruck, wir werden weniger in der Kirche, findet eine Veranstaltung mit 80 Konfis statt. Sie haben den Eindruck: wir sind viele – und so ist es auch. Wir merken, dass die Regionen hier schon lange und intensiv dem Strukturwandel begegnen, ja ihn willkommen heißen und die tragfähigen Strukturen der Kirchengemeinden ergänzen durch regionale und kirchenkreisweite Projekte“, führte sie aus.
Über die künftige Art und Form der Verpflegung bei Veranstaltungen des Kirchenkreises und seiner Gremien beschloss der KKT ebenfalls am Freitag. So sollen „in erster Linie“, Lebensmittel aus artgerechter Haltung, aus regionalem und saisonalem Anbau und unter dem Aspekt der Müllvermeidung verwendet werden. Wünschenswert sind Speisen aus kontrolliert-biologischen Anbau. Bei Produkten aus Übersee ist auf faire Herstellung und Vertrieb zu achte. Der KKT möchte darüber hinaus mit Landwirten ins Gespräch kommen und empfiehlt eine Beschäftigung mit dem Thema auch in Gemeinden. Der Beschluss löst eine Entschließung aus dem Jahr 2012 ab, die letztlich nicht umgesetzt wurde.
Superintendentin Antje Marklein blickte auf die Entwicklung im Kirchenkreis. „Wir haben viel zu bieten im Kirchenkreis und in unserer Diakonie, eine lebendige Gottesdienstlandschaft, eine Kinder- und Jugendarbeit, die viele anspricht. Wir haben wunderschöne Kirchen. Einige unserer Kirchen sind regelmäßig offen, viel zu wenige aus meiner Sicht, und ich freue mich, wenn es Ehrenamtliche gibt, die sich für ihre Kirche engagieren, die offene Kirche ermöglichen“, sagte sie und wünschte sich, „dass jede Kirche in unserem Kirchenkreis mindestens einmal in der Woche außerhalb der Gottesdienstzeiten verlässlich offen wäre und jemand als Ansprechpartner vor Ort ist“.
Menschen bräuchten die Kirche häufig an den Übergängen des Lebens. Taufen, Trauungen und Beerdigungen seien wichtige Kontaktflächen, so Marklein. „Tauferinnerungseinladungen werden ausgesprochen und gern angenommen. Trauungen erfreuen sich hoher Akzeptanz, und auch wenn manche Wünsche der Brautpaare befremdlich erscheinen, verbirgt sich dahinter meist eine große Sehnsucht nach Segen, nach Glück, nach dem, was trägt, wenn sonst nichts trägt“. Außerdem nehme sie wahr, dass viele Menschen von der Kirche klare Positionen erwarten. Ein Beispiel sei die Aktion gewesen, Rettungswesten an Kirchtürme zu hängen und damit aufmerksam zu machen auf die untragbare Not im Mittelmeer. „Ein anderes aktuelles Thema, das von uns eine Position verlangt, ist der Klimawandel. Der Aufruf christlicher Gruppen zum Engagement im Zusammenhang mit dem Klimawandel findet große Akzeptanz“, sagte sie und rief die KKT-Mitglieder mit ihren Gemeinden auf, sich auch am globalen Klimastreik in Hannover am 20. September zu beteiligen und auch vor Ort in den Kirchengemeinden schonende mit Ressourcen umzugehen.
Fotos und Text: Freitag