150 Besucher in der Klosterkirche gedenken des 81. Jahrestages der Reichspogromnacht
„Hewenu schalom“ unter diesem Motto stand der ökumenische Gottesdienst zum 81. Jahrestag der Reichspogromnacht in der Klosterkirche Barsinghausen.
So viele wie noch nie waren beim Gedenkgottesdienst, den Hauptkonfirmanden der Mariengemeinde, Jugendliche der Petrusgemeinde, die Pastorinnen Uta Junginger (Marien) und Kristin Köhler (Petrus), Pfarrer Paschek (St. Bonifatius/ St Barbara) sowie Bernd Steger von der Siegfried-Lehmannstiftung gestalteten.
Die Konfirmanden zeigten sich mit Pastorin Junginger geschockt von dem rechtsradikalen Anschlag auf die Synagoge in Halle an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag.
Sie lasen Beispiele vor für antisemitische Aktionen oder Hassreden im Internet. Merle (13 Jahre) sagte: „41 Prozent sind der Meinung, die Juden reden zu viel über den Holocaust. Doch das sollten sie auch. Man muss aus der Vergangenheit lernen – und davor muss man über die Vergangenheit reden. Es kann doch nicht sein, dass auch jetzt noch dieses Denken so weit verbreitet ist.“
Mit Pastorin Junginger waren sie auf jüdischen Spuren in Barsinghausen unterwegs gewesen und berichteten von der erschreckenden Geschichte des Jüdischen Friedhofs, der vom 10. auf den 11. November 1938 vollständig zerstört worden war und 1939 eingeebnet wurde.
„Antisemitismus ist eine Realität in der Mitte unserer Gesellschaft“, betonte Pastorin Junginger in ihrer Predigt. „Gegen ein Klima des Hasses und der Abschottung sollten wir ein Klima des Willkommens und eine Kultur der Toleranz setzen.“ Die Gottesdienstbesucher sangen das hebräische Lied „Hinematov umanajim. Schwewet achim gam jachat“, das heißt: Schön ist’s, wenn Brüder und Schwestern friedlich beisammen wohnen.“
Stille herrschte, nachdem Bernd Steger von der Siegfried-Lehmannstiftung die Namen der verstorbenen Jüdinnen und Juden aus Barsinghausen vorgelesen hatte.
Die stellvertretende Bürgermeisterin Marlene Hunte-Grüne warnte in ihrer Rede nach dem Gottesdienst vor Radikalismus von Links und von Rechts.
Im Anschluss gingen die Besucher zum jüdischen Friedhof am Deisterrand und die Konfirmanden legten die Kränze nieder. Sie sangen „Hewenu schalom alechem“ – und legten in Anlehnung an den jüdischen Brauch kleine Steine auf dem Gedenkstein dort – mit der Inschrift: „Der Friede Gottes sei den Entschlafenen“.
Text: Uta Junginger