Sicherheit geht vor
Die Johanneskirche Empelde ist seit Dienstag, 18. Juni, gesperrt. Aus Sicherheitsgründen wurde nach einer Begehung das Sakralgebäude in der Hallerstraße gesperrt. Nun gab es - eine Woche nach dem Beschluss - weitere Informationen in einem Pressegespräch, an dem die für den Kirchenkreis Ronnenberg zuständige Architektin aus dem Amt für Bau und Kunstpflege der Landeskirche teilnahm, außerdem die Gemeindepastorinnen Martyna Pieczka und Marion Klies, aus dem Team der katholischen Gemeinde Christina Drewes und Regina Ingelmann, außerdem Kirchenmusiker Heiko Dückering und Heiner Dettmer, der Vorsitzende des Bauausschusses der Gemeinde und auch des Kirchenkreises. Die Architektin machte deutlich, dass die Sperrung eine reine Sicherheitsmaßnahme sei, nachdem im November letzten Jahres das Dach einer Kirche in Kassel zusammenbrach. "Dort ist zum Glück nichts passiert. Allerdings fiel dieses Dach völlig ohne vorherige Anzeichen spontan in sich zusammen. Dies führt nun dazu, dass in der ganzen Landeskirche Bauwerke überprüft werden, auf die bestimmt Kriterien zutreffen, die auch bei der Kirche in Kassel festgestellt wurden", erklärte sie. Dazu gehört die Spannweite des Daches von bis zu zwölf Metern und die Konstruktion aus Holzbalken, die mit einem Harnstoffharzleim verbunden wurden. Dies beträfe Bauwerke aus den Jahren 1945 bis 1980. Es bestünde der Verdacht, dass durch das Eindringen von Feuchtigkeit diese Leimverbindung versagen könne. Leider lassen sich Bauunterlagen der Kirche, die vor 60 Jahren gebaut wurde, nicht mehr auffinden, meinte Heiner Dettmer. "Mehrmals änderten sich die Zuständigkeiten auch aufgrund von Gebietsreformen. Dann brannte in der Silvesternacht 2000 das alte Kirchenkreisamt nieder und mit ihm vielleicht auch die Unterlagen zum Bau der Johanneskirche. Das ist nicht mehr nachvollziehbar und auch die damals ausführenden Architekturfirma hat sich nicht zurückgemeldet, als wir sie angefragt haben".
Der nächste Schritt sei nun, dass zeitnah durch das Amt für Bau- und Kunstpflege ein Team zusammengestellt wird, das weitere Untersuchungen durchführt. So sei - aufgrund der fehlenden Unterlagen - nicht bekannt, ob der Harnstoffharzleim in Empelde zum Einsatz kam. Ein Statiker werde nun die Statik der Kirche neu berechnen müssen und es sind sogenannte handnahe Untersuchungen geplant. Das heißt, dass Fachleute mit einem Hubwagen in die Kirche fahren und am Dach selbst Materialproben entnehmen. Aufgrund der Ferienzeit und der Auslastung von Laboren oder anderen Firmen könne noch nicht gesagt werden, ab wann Ergebnisse vorliegen. Und danach? Je nach Ergebnis kann vielleicht Entwarnung gegeben werden oder das Dach muss ertüchtigt oder verändert werden. "Dann werden wir wieder die Öffentlichkeit informieren", kündigt die Architektin an.
Bis dahin werden beide Gemeinden, die in der Johanneskirche beheimatet sind, ihre Gottesdienste in der Taufkapelle oder in den Gemeindesälen feiern. Diese Gebäudeteile sind nicht gesperrt. In Empelde leben rund 1200 katholische und 2700 evangelische Christinnen und Christen.
Im Kirchenkreis wurden weitere Bauwerke überprüft, hier konnte in allen Fällen Entwarnung gegeben werden.
Fotos und Text: Freitag