Politikerinnen informieren sich über die Hospizarbeit
Als Barsinghäuserin kennt Claudia Schüßler das alte Anna-Forcke-Stift an der Bergstraße noch in dem Zustand des zunehmenden Verfalls. Nun war sie als Landtagsabgeordnete der SPD zusammen mit ihrer Fraktionskollegin Andrea Prell zu Gast im fertig sanierten und im Betrieb befindlichen Evangelischen Hospiz. „Wir erhalten tatsächlich in letzter Zeit häufiger Anfragen zur Finanzierung von Hospizen. Um uns fachkundig zu machen, sind wir heute bewusst hier zu Gast“, berichteten sie im Gespräch mit der Hospizleiterin Milena Köster und der neue Psychologin im Hospiz, Hanna Röwer. Zuvor besichtigten die Politikerinnen das im Bau befindliche neue ökumenische Hospiz in Hildesheim. Milena Köster führte Claudia Schüßler und Andrea Prell durchs Haus und nahm sich davor Zeit, ausführlich über die Arbeit im Hospiz und vor allem auch über Finanzierungsfragen zu berichten. „Unser Problem sind nicht die verschiedenen Kostenträger. In der Hospizarbeit sind die Krankenkassen die alleinigen Stellen, mit denen wir unsere Kosten abrechnen. Allerdings sind wir nur zu 95 Prozent von den Kassen finanziert.“, berichtete Milena Köster. Der Tagessatz für einen Gast variiert von Hospiz zu Hospiz, im Monat sind es rund 15.000 Euro. Die fünfprozentige Lücke muss das Hospiz durch Spenden bestreiten.
Derzeit stehen im Barsinghäuser Hospiz zehn Plätze für die Aufnahme von Gästen zur Verfügung. In der nächsten Zeit soll eine Aufstockung auf zwölf erfolgen. „Darüber müssen wir aber mit den Krankenkassen verhandeln“, so Milena Köster. Ein Hospiz in Deutschland darf maximal 16 Sterbende aufnehmen, im Schnitt sind es zehn Plätze. Das Team in der Pflege besteht ausschließlich aus Pflegefachkräften, die nach und nach noch im Bereich „Palliativ Care“ fortgebildet werden. Die Stellen im Evangelischen Hospiz sind alle besetzt, trotzdem bekommt das Haus wohl auch aufgrund des guten Rufes regelmäßig Initiativbewerbungen. „Das freut uns, aber wir wissen auch, dass es einen Fachkräftemangel in der Pflege gibt und wir achten sehr auf ein gutes Miteinander, in dem Ausgrenzungen keinen Platz haben“, betonte Milena Köster.
Aufgenommen werden die Gäste dann nach Bescheinigung der Notwendigkeit durch einen Palliativmediziner, wofür ein Rezept ausgestellt wird. „Ein Hospiz ist kein Ort, in das Menschen zum Sterben kommen, weil sie sich das so für ihr Sterben vorstellen. Im Hospiz werden Menschen aufgenommen, wenn der medizinische Bedarf dafür besteht, wenn die Krankheit das Leben vorzeitig beendet und eine entsprechende medizinische Begleitung nicht zu Hause erfolgen kann“, machte die Hospizleiterin deutlich. Sie und ihr Team führen gern Gruppen durchs Haus. Es sei auch der Auftrag der Hospize, über die Arbeit aufzuklären und auch das Thema des eigenen Sterbens aufzugreifen. „Wir müssen das Sterben wieder in die Gesellschaft tragen. Das ist eine wichtige Aufgabe der Hospizbewegung“.
Fotos und Text: Freitag